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Veröffentlichung im Modell-Aviator, Heft 03/11
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Modell-Test der
Wedell Williams 44 von J. Perkins
in der Modellflug-Zeitschrift
Heft März 2011 , Seiten 112 - 115
Titel:
Rekordjäger Neuauflage eines Klassikers
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(Auszugweise Wiedergabe)
Nach drei Abenden ist die Wedell-Williams 44 bis auf die Montage der Verspannung vollständig aufgebaut und eigentlich schon startklar. Ein Abrutschen der stramm auf dem Carbon-Verbindungsstab sitzenden Flächenhälften verhindert ein Klebestreifen auf der Rumpfunterseite. Demzufolge dienen die dünnen Stahlseile nur der Steigerung der ohnehin schon grandiosen Optik. Die Anleitung befasst sich intensiv mit diesem Bauabschnitt und deckt auch einige Nachteile auf. Der Zugang zum Antriebsakku über den abnehmbaren Rumpfdeckel wird massiv behindert. Zudem lassen sich die prinzipiell abnehmbaren Tragflächen nur noch mit hohem Aufwand demontieren. Ob die unterhalb des Flügels verlaufenden Verspannungen die Rasentauglichkeit einschränken, wird die spätere Flugerprobung zeigen.
Eine von der Anleitung abweichende Montage erfordert zwar die Beschaffung von insgesamt elf kleinen Spannfedern, löst aber alle auftretenden Probleme. Zusätzlich werden die Balancer-Anschlüsse des Lipos und eine Steckbrücke in der Rumpfseitenwand untergebracht. So lässt sich der Akku von außen nachladen und das System leicht scharfschalten, ohne die vier oberen Spannfedern ständig aushängen zu müssen.
Startvorbereitungen
Bevor die praktische Erprobung erfolgt, wird die Antriebseinheit der Wedell-Williams 44 einem kurzen Test unterzogen. Der Motor zieht unter Volllast ungefähr 20 Ampere aus dem Antriebsakku. Der 10*7-Zoll-Prop rotiert dabei mit 7900 Touren und stellt für das 1145 Gramm schwere Modell ausreichend Schub zur Verfügung. Die Ruderausschläge werden ebenso wie der Schwerpunkt gemäß Anleitung eingestellt, wobei der 1800er Lipo durch den schweren Motor eine zentrale Position auf dem Akkubrett einnimmt. Am Sender wird für alle Ruder eine schaltbare Wegreduzierung auf 80% programmiert. Die empfohlene Mitnahme des Seitenruders durch die Querruderfunktion lässt sich über einen Schalter deaktivieren.
Nach kurzer Rollstrecke mit leichtem Linksdrall hebt das Modell sauber ab und zieht stetig in den Himmel. Winzige Trimmkorrekturen sorgen für einen exakten Geradeausflug. Kurven gelingen vorbildlich und auch den großräumig angesetzten Looping und die anschließende Rolle erledigt das Modell mit Bravour. Die Fluggeschwindigkeit passt bei 3/4-Gas optimal zum Flugbild. Dass die Maschine nicht rasant schnell wird, war schon aufgrund der großen Stirnfläche und des gehörigen Luftwiderstandes der Verspannungen zu vermuten.
Anstatt an Geschwindigkeit zuzulegen, steigt lediglich die durch Schwingungen in der Verspannung entstehende Geräuschkulisse. Bei tiefen Vorbeiflügen wird deutlich, dass zum perfekten Gesamteindruck der sonore Sound eines Rennmotors der dreißiger Jahre fehlt. Dennoch begeistert das tolle Flugbild und so bleibt beinahe die Untersuchung des Überziehverhaltens in Sicherheitshöhe vergessen. Ein übertriebenes Aushungern sowie zu große Höhenruderausschläge in engen Loopings lassen das Modell unvermittelt aus seiner Bahn ausbrechen. Mit ausreichend Fahrt und gefühlvollem Einsatz des Höhenruders wird der Erstflug mit einer butterweichen Landung beendet. Ein Kopfstand am Ende der Rollstrecke bleibt gerade noch aus.
Nachuntersuchung
Der gelungenen Premiere folgt die kritische Untersuchung der neuralgischen Punkte. Sieben Zentimeter Bodenfreiheit haben den Einsatz auf einer Rasenpiste mit komplett montierter Verspannung ohne größere Probleme ermöglicht. Allerdings hält der extrem dünne Kunststoff der Radschuhe den Belastungen nicht stand. An einigen Stellen zeigen sich schon jetzt feine Risse. Dank der demontierbaren Räder kann der vordere Teil von innen mit einer Lage Glasgewebe verstärkt werden.
Resümee
Mit der Wedell-Williams 44 kommt ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Modell in den Hangar, das den Liebhaber ausgefallener Maschinen sowohl am Boden als auch in der Luft begeistert. Das Flugverhalten ist für ein Rennflugzeug mit großem Rumpfquerschnitt, kleiner Flügelfläche und originalgetreuen Verspannungen erstaunlich neutral und bietet dem erfahrenen Piloten damit ein entspanntes Flugvergnügen. Obwohl das Original wahrscheinlich selten für Kunstflugeinlagen missbraucht wurde, steht der kleinen Wedell-Williams 44 einfacher Kunstflug ebenfalls gut zu Gesicht.
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