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Veröffentlichung im Modell-Aviator, Heft 05/11



Modell-Test


Sea Fury von R.E.M.

in der Modellflug-Zeitschrift
Heft Mai 2011
Seiten 114 - 119

Großer


Krieger
Finish der besonderen Art



(Auszugweise Wiedegabe)

Obwohl die Sea Fury als das schnellste mit einem Kolbenmotor angetriebene Serienflugzeug der Welt gilt, ist sie kein Speed-Modell und verliert bei zu hohem Tempo an Authentizität. Subjektiv betrachtet lässt sich die erzielbare Performance steigern, wenn Fluggeschwindigkeit und Steigvermögen proportional den Leistungen des Originals entsprechen. Daher fällt die Wahl auf einen 15-Kubikzentimeter-Viertakt-Motor, den die kreisrunde Cowling beinahe vollständig verkleidet. Die Montage des Antriebs auf dem Motordom ist schnell erledigt. Allerdings erweisen sich die Arme des Kunststoff-Motorträgers für den weit vorn sitzenden Motor als zu weich und werden durch ein Stahlband unterstützt. Weiterhin lassen fehlende Angaben zu Motorseitenzug und Sturz die Frage nach der korrekten Ausrichtung offen. Einen eleganten Weg für die Abgasführung bietet die Öffnung zwischen Cowling und Flügel in der Rumpfunterseite. Der Auslass wird in ein 20 Millimeter starkes Alurohr geführt, das die öligen Verbrennungsrückstände ableitet. Hier besteht auch der einzige Kritikpunkt in Bezug auf das ansonsten perfekte Finish. Bei den Original-Maschinen saßen die markanten Abgasstutzen seitlich am Rumpf. Zur Steigerung der Scale-Wirkung müsste hier eine entsprechende Ergänzung erfolgen.
Der beiliegende Tank passt exakt in die Ausfräsung der vorderen Spanten und wird durch eine Querstrebe in Position gehalten, die demontierbar bleiben sollte. Eine bereits im Motorspant installierte Gummilagerung sorgt für eine perfekte Aufnahme der Tankfront und ermöglicht eine scheuerfreie Verlegung der Spritschläuche. Der geräumige Rumpf lässt neben dem Tank ausreichend Platz für die Unterbringung eines Micro-Servos zur Betätigung der Motordrossel.
Die Führungsröhrchen für die Schubstangen zu den Heckrudern sind vorbildlich verlegt und erlauben eine spielfreie Anlenkung. Das für Servos in Standardgröße vorbereitete, zentrale Servobrett ist bereits installiert, wobei das verwendete Holz für eine sichere Aufnahme der Servo-Befestigungsschrauben etwas stabiler sein dürfte. Um den Gewinden genügend Halt zu bieten, werden an den Befestigungspunkten Verstärkungen unterfüttert.
Gerade Sache     Das Anbringen der Leitwerke erfolgt bei montierter Fläche. So lässt sich die korrekte Ausrichtung der Bauteile durch messtechnische Kontrollen sicherstellen. Auf Anhieb symmetrische Messwerte bescheinigen der Sea Fury eine hohe geometrische Qualität. Flächen- und Leitwerksauflage passen ebenso perfekt wie der Übergang zwischen Rumpfrücken und Seitenleitwerksanformung, so dass nach dem Entfernen überflüssiger Folie hier alles direkt verklebt werden könnte. Allerdings deckt die Bestimmung der Einstellwinkeldifferenz (EWD) einen wunden Punkt auf, denn es ergibt sich ein leicht negativer Wert. Um in den positiven Bereich zu gelangen, muss beim Testmodell die Dämpfungsfläche des Höhenleitwerks hinten 1,5 Millimeter unterfüttert werden. Mit dem Anbringen des Spornrads und dem Anschlagen der Heckruder wird die Aufbauphase beendet.
Gewichtung         Der mehr als vier Zentimeter zu weit hinten liegende Schwerpunkt dämpft die anfängliche Hoffnung auf ein extrem niedriges Abfluggewicht. Da leider versäumt wurde, jedes unnötige Gramm aus dem Rumpfheck und dem Seitenleitwerk zu entfernen, muss jetzt möglichst viel Gewicht in die relativ kurze Front wandern. Ein sinnvoller Ballast entsteht durch den Einsatz einer doppelten Stromversorgung aus zwei 3s-Lipos mit einer Kapazität von je 1800 Milliamperestunden. Nach bestmöglicher Abdichtung der Akkupacks mit mehreren Schichten Schrumpfschlauch verschwinden sie unter der geräumigen Cowling im Motorraum. Die erforderliche BEC-Elektronik wandert ebenso wie das Höhenruderservo deutlich nach vorn. Die Waage zeigt jetzt ein Gewicht von exakt 4700 Gramm an, womit das Abfluggewicht mit vollem Tank die 5-Kilogramm-Marke erreicht.
Der obligatorische Check des Gesamtsystems vor der Fahrt zum Testgelände sorgt für eine letzte Verzögerung, denn ein Fahrwerk knickt plötzlich weg. Die Ursache der unzureichenden Verriegelung findet sich schnell in den abgewinkelten Gestängen, die schon bei leichter Belastung verbiegen. Die räumlichen Verhältnisse im Flügel verhindern ein gradliniges Gestänge zwischen Stellservo und Fahrwerksmechanik. Wie der Schwerpunkt wird auch die Einstellung der Ruderausschläge gemäß den Empfehlungen der Anleitung vorgenommen.



Take off
Das Original der Sea Fury absolvierte am 21. Februar 1945 seinen Erstflug. Die noch existierenden Exemplare des in einer Stückzahl von 960 Einheiten produzierten Typs kommen heute auf Flugshows und Luftrennen zum Einsatz, so dass sich viele Dokumente über das Original finden lassen. Gerade die verfügbaren Videos ermöglichen eine perfekte Vorbereitung auf den anstehenden Erstflug des Modells.
Trotz ihrer bärenstarken Motorisierung und der doch beachtlichen Top-Speed bewegen sich die Originale behäbig und heben in einem flachen Steigwinkel von der Piste ab. Das Modell soll dem Vorbild in nichts nachstehen und so wird der Schub des Antriebs langsam erhöht. Doch anstelle einer Vorwärtsbewegung hebt sich nur das Heck. Das dichte Gras verhindert ein Anrollen der mit 73 Millimeter Durchmesser sicherlich nicht unterdimensionierten Räder. Erst von einer günstigen Stelle aus setzt sich die Sea Fury in Bewegung und startet zu einem begeisternden Erstflug. Dem originalgetreuen Abheben folgt ein flacher Steigflug, der zur leichten Trimmkorrektur der Querruder genutzt wird. Das Modell vermittelt von Anfang an einen vertrauten Eindruck und verleitet direkt zu einem tiefen Vorbeiflug mit eingezogenem Fahrwerk, um sein atemberaubendes Flugbild zu präsentieren. Die Oberflächendetails sind auch im Flug bestens zu erkennen und die Fluggeschwindigkeit passt optimal zum Erscheinungsbild. Der Sound des Viertakters setzt dem Ganzen durch die passende, akustische Untermalung noch die Krone auf.
Loopings und Rollen kommen absolut scale und auch im Rückenflug verhält sich die Sea Fury völlig neutral. Gleiches gilt für die Reaktion auf die Landeklappen, die keine Lastigkeitsänderung bewirken und langsame Vorbeiflüge perfekt unterstützen. So kann der anstehenden Landung gelassen entgegengesehen und der Rest der Tankfüllung mit Genuss aufgebraucht werden. Nach einem flachen Anflug setzt das Modell butterweich auf, wird aber wieder vom dichten Rasen stark gebremst. Obwohl das Fahrwerk schon extrem weit vorn sitzt, fordert die Sea Fury einen gefühlvollen Gasschub, um nicht auf die Nase zu gehen.

Nachtrag zum Test

Mit der Fertigstellung des Manuskriptes ist auch die Testphase beendet. Später auftretende Aspekte können nicht mehr einfließen, sollen aber deswegen nicht unerwähnt bleiben. Im Falle der Sea Fury hielt die extrem labile Befestigung des Motorspants den Belastungen des Antriebs nicht stand, was zu einer unerfreulichen Aussenlandung führte. Zwar blieb der Motor im Modell, der Bruch verursachte allerdings eine Beschädigung des Drosselgestänges, sodass während einer Veranstaltung mit gleichbleibender Teillast der Tank leergeflogen werden musste. Ungünstiger Wind verhinderte das Erreichen der Piste. Der weiche Boden des Ackers führte zu keinen nennenswerten Beschädigungen der Flugzeugzelle, aber das Ganze hätte auch unangenehmer enden können. Eine entsprechende Verstärkung im Bereich des Motorspants und des Motordoms erscheint daher dringend empfehlenswert. Darüber hinaus sollte dem ungünstigen Verlauf der Gestänge zu den mechanischen Einziehfahrwerken an den Knickstellen zusätzlicher Halt durch entsprechende Verstärkungen gegeben werden, um eine garantierte Verriegelung im ausgefahrenen Zustand sicherzustellen.

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