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Veröffentlichung im Modell-Aviator, Heft 10/12

Modell-Test

Lancair ES
von

in der Modellflug-Zeitschrift

Heft Oktober 2012 , Seiten 28 - 33


Sportsman
ARF statt Homebuilt-Kit




Die Lancair bietet ein erstklassiges Flugbild. Der rote Spinner deutet auf die nach Testschluss erfolgreich erprobte Elektro-Version hin

Direkt zum Wesentlichen, der Flugerprobung:

Eine Überprüfung der Außenmaße führt zu einem überraschenden Ergebnis, denn die Spannweite überschreitet die Katalogangabe um beinahe 100 mm. Ein sehr erfreuliches Ergebnis liefert der Blick auf das Waagendisplay. Da sich Bleizugaben erübrigen, liegt das Gewicht des Testmodells unbetankt knapp 200 Gramm unter der Herstellerprognose. Keine schlechten Voraussetzungen für den Erstflug, der mit der angegebenen Schwerpunktlage 77 mm hinter der Nasenleiste angegangen wird. Noch ein letzter Check der gemäß Herstellerempfehlung eingestellten Ruder und die Flugerprobung kann beginnen. Die relativ hohe Flächenbelastung wirkt sich bereits beim Start von der leider nicht kurz geschorenen Rasenpiste durch eine leichte Linkstendenz nach dem Takeoff aus. Sie resultiert aus der gerade eben ausreichenden Rollgeschwindigkeit in Verbindung mit dem erforderlichen Höhenruderausschlag und zeigt, dass ein etwas kräftigerer Antrieb bei problematischen Untergründen empfehlenswert erscheint. Ein kleiner Querruderausschlag bringt das Modell wieder in die Neutrallage und die Lancair steigt sauber weg.

Harmonie

Für eine passende Reisegeschwindigkeit wird kein Vollgas benötigt. Die elegante, sehr realistische Erscheinung und der sonore Sound des Viertakters lassen bei tiefen Überflügen das Herz eines jeden Scalefans höher schlagen. Von der hohen Flächenbelastung ist im Marschflug nichts mehr zu spüren und das Modell vermittelt einen absolut steuerfolgsamen Eindruck. Die Untersuchung der Kunstflugeigenschaften beginnt mit einer Rolle bei Vollausschlag. Die passende Rollgeschwindigkeit bestätigt die eingestellten Querruderausschläge, so dass direkt zum Looping angesetzt wird. Auch hier gibt es bei großen Radien nichts zu beanstanden. Enger angesetzt bricht die Lancair im oberen Figurenteil durch die größeren Höhenruderausschläge deutlich nach links aus. Überzogene Flugzustände quittiert die Lancair ebenfalls durch ein signifikantes Abkippen nach links. Die mit maximal 10 mm Ausschlag recht klein anmutenden Höhenruderwege werden jetzt nachvollziehbar, denn die relativ hohe Flächenbelastung fordert hier ihren Tribut.
Ergänzend zur Herstellerempfehlung erweist sich die Zumischung von Flaps auf die Querruder als sehr hilfreich für die Landung. Beidseitig nach oben ausgefahren bewirken sie keine signifikante Lastigkeitsänderung und verbessern merklich das Langsamflugverhalten. Einem großräumig und mit geringer Flapunterstützung angesetzten Landeanflug folgt in der letzten Phase die aerodynamische Bremsung und die Lancair setzt sauber auf der Piste auf. Den unkomplizierten Weg zurück zur Startbox begünstigt das Dreibeinfahrwerk durch ein einwandfreies Handling am Boden, wobei das gefederte Bugrad Bodenunebenheiten perfekt schluckt.

Zusammenfassung

Endlich mal eine Neuheit, die wirklich als solche bezeichnet werden kann. Die Lancair ist als Nachbau wenig verbreitet und fällt durch den im Verhältnis zum Tragflügel voluminösen Rumpf sofort auf. Die markanten Proportionen verleihen dem vorbildgetreuen Modell in Verbindung mit dem Sound eines Viertakters eine sehr realitätsnahe Wirkung, weshalb es schon ein wenig verwundert, dass Graupner diese Motorisierungsmöglichkeit nicht in den Antriebsempfehlungen berücksichtigt hat. Wer es geräuschlos liebt, favorisiert die elektrische Version und kann so die elegante Erscheinung der Lancair in aller Ruhe genießen.

Nachtrag

Nach Abschluss des Tests, der ja mit einem Verbrennungsmotor durchgeführt wurde, entstand die Idee zur Umrüstung auf Elektroantrieb. Die Erfahrungen wurden ebenfalls in einem kurzen Bericht zusammengefasst, der aber nie zur Veröffentlichung kam. Nachfolgend ein Auszug:

Das dem ARF-Bausatz beiliegende Elektrozubehör besteht primär aus einem variabel ausgelegten Holzmotordom und einem stabilen Boden für die Akkumontage im Rumpf direkt hinter dem Motorspant. Graupner empfiehlt für die Elektrifizierung einen Außenläufer mit einem Durchmesser von 43 Millimetern (mm) und einer Länge von mit 48 mm mit einer spezifischen Drehzahl von 600 Umdrehungen pro Volt (RpV) aus seinem Sortiment. Die relativ hohe Flächenbelastung der Lancair lässt aber durchaus den Griff zu einem Antrieb mit höherer spezifischer Drehzahl sinnvoll erscheinen. Die Wahl fällt auf einen Motor mit 50 mm Durchmesser bei einer Länge von 45 mm und einer Drehzahl von 890 Umdrehungen pro Volt (Packungsaufschrift C5045 KV890). Der zur Lancair gehörende Motordom ist für diese Motordimension zu kurz ausgelegt und erfordert die Fertigung eines 8 mm starken Adapterrings, damit der Luftschraubenmitnehmer an der Motorglocke den geforderten Abstand vom Motorspant erreicht.

Umbau



Der variable Motordom wird in der vorderen Position fixiert und der Außenläufer über das Befestigungskreuz mit dem untergelegten Holzring verschraubt. Die Länge der drei Motoranschlusskabel lässt für die Positionierung des 100-Ampere-Reglers eine optimal im Luftstrom liegende Befestigung direkt hinter dem Lüftungstrichter der Cowling am Motordom zu. Der eigentliche Austausch des Antriebs erfordert primär das Lösen der vier Motorträgerschrauben und ist schnell bewerkstelligt. Die im Motordom vorgebohrten Löcher passen perfekt zu den bereits eingesetzten Einschlagmuttern, so dass direkt mit dem Austausch des Kraftstofftanks gegen die Akkuauflage begonnen werden kann. Die klever gelöste Befestigung über einen Holzzapfen und zwei Schrauben erfordert ebenso wenig Aufwand wie die Demontage des Drosselservos und der wegen der BEC-Funktion des Reglers nicht mehr benötigten Empfängerstromversorgung. Der richtige Schwerpunkt ergibt sich wieder, wenn der 4s-Lipo-Pack mit 4400 Milliampere Kapazität genau hinter dem Motorspant fixiert wird.

Praxistest

Ausgerüstet mit einer 12 x 8 Zoll Graupner Sonic-E Luftschraube saugt der Antrieb in Stand bei Vollgas knapp 60 Ampere aus dem Akku. Der Blick auf die Waage weist eine Gewichtserhöhung von gerade mal 150 Gramm gegenüber der unbetankten Verbrenner-Version aus, womit das reale Abfluggewicht sogar noch geringer ausfällt. Der abschließende Probeflug mit Telemetrie bestätigt eindrucksvoll die korrekte Komponentenwahl. Beschleunigungsverhalten und Startstrecke haben sich nicht verändert. Die Lancair hebt nach einer zur Scale-Maschine passenden Startstrecke sauber von der Rasenpiste ab und steigt mit passabler Steigrate weg. Die ebenfalls gut zum Modell passende Fluggeschwindigkeit liegt laut GPS-Sensor bei ungefähr 110 Stundenkilometern, wobei der Stromdurst bei Vollgas im Flug unter die 50-Ampere-Marke sinkt.

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