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Experimentalmodell Blohm & Voß 141 B - Bericht in FMT 3/94

 
technische Daten der BV 141 B:
Spannweite 180 cm
Länge 125 cm
Startgewicht 4000 g
Motorisierung 15 ccm 4-Takt (Enya)   C5045 KV890
Motorleistung ca. 1 kw
Bauweise Styropor, balsabeplankt
RC Höhe, Seite, Motor, Quer/Wölb gemischt
Geschichte des Originals Bauweise Flugerprobung News 2014

Blohm & Voß 141 B - Das Original

Die Geschichte asymmetrischer Flugzeuge beginnt im Jahr 1918, als mit der Gothaer G VI zum ersten Mal dieses Konzept zur Verbesserung der Sicht- und Schussbedingungen erprobt wurde. Die Maschine erfüllte jedoch nicht die Erwartungen, so dass weitere unsymmetrische Projekte bis auf einige unrealisierte Patentanmeldungen in den dreißiger Jahren vorerst ausblieben. Eine Ausschreibung des Reichsluftfahrtministeriums (RLM) von 1937 für ein einmotoriges, dreisitziges Nahaufklärungs- und Beobachtungsflugzeug mit guten Sichtbedingungen brachte den Gedanken an ein asymmetrisches Flugzeug wieder auf, woraufhin die Ha 141-0 (später in BV 141 V2 umbenannt) entworfen wurde. Der Vorschlag konnte sich jedoch nicht gegen die anderen Konkurrenten durchsetzen. Die Entscheidung fiel zugunsten der zweimotorigen, doppelrümpfigen FW 189 aus, deren Kabine starke Ähnlichkeit mit der der BV 141 aufwies. Trotz der fehlenden Zuschüsse wurde auch das asymmetrische Projekt realisiert und der erste Prototyp der BV 141 am 25. Februar 1938 zum Jungfernflug gestartet. Zwei weitere Prototypen mit unterschiedlicher Spannweite, Rumpflänge und Leitwerksauslegung (symmetrisch / asymmetrisch) wurden im Herbst 1938 mit großem Erfolg erprobt. Das RLM orderte daraufhin fünf Flugzeuge der A-0-Serie. Sie hatten eine Spannweite von ca. 15 m, ein symmetrisches Leitwerk und zeichneten sich durch hervorragende Flugleistungen aus. Obwohl die Maschine allen Anforderungen gerecht wurde und gegenüber der FW 189 die Vorteile einer höheren Maximalgeschwindigkeit sowie einer größeren Reichweite bot, wurde einer Serienproduktion nicht zugestimmt. In den Köpfen der Ingenieure wurde jedoch weiter an dem Projekt gearbeitet. Zur Steigerung der Leistungsfähigkeit sollte statt des bisher verwendeten 865 PS starken 9-Zylinder-Sternmotors ein 14-Zylinder-Doppelsternmotor mit 1560 PS zum Einsatz kommen. Die dafür nötige, belastungsfähigere Zelle bedingte eine Neukonstruktion des ganzen Flugzeugs, wobei u.a. die Spannweite auf 17,5 m vergrößert und ein asymmetrisches Leitwerk geplant wurde. Die erste Maschine des B-Typs flog am 9. Januar 1941, doch leider waren die gutmütigen Eigenschaften des Vorgängers verschwunden. Die insgesamt fünf BV 141 B wiesen ein extrem schlechtes Flugverhalten sowie viele weitere kleine Mängel auf. Von den insgesamt 13 produzierten Maschinen kamen tatsächlich einige als Beobachtungsflugzeuge zum Einsatz. Ihr Erscheinen hinterließ bei den meisten Zeitzeugen aber eher den Eindruck eines nicht vollständigen Flugzeuges als den einer technischen Meisterleistung, so dass die BV 141 endgültig von der Bildfläche verschwand.

Angaben zum Original (B-Typ):
Spannweite 17,46 m
Länge 13,95 m
Höhe 3,6 m
Flächeninhalt 52,9 m²
Startgewicht 4700 - 5700 kg
Motorisierung 14 Zyl. Stern BMW 801 A-0
Motorleistung 1148 kw
v(max) 378 km/h in NN
v(max) 438 km/h in 5000m
Bauweise Ganzmetall

Blohm & Voß 141 B - Modell - Bauphase


Bei der Planung des Modells wurde der FMT-Bauplan MT 777 zu Grunde gelegt. Da kein Modell für Wettbewerbseinsätze entstehen sollte, konnte auf Scale-Elemente verzichtet und lediglich ein Nachbau mit den charakteristischen Merkmalen der Originalmaschine konzipiert werden. Die gerundeten Bereiche des Rumpfes und der Gondel wurden durch gerade Stücke approximiert, was einen Aufbau in Styroporbauweise ermöglichte. Für ein Modell dieser Größe entstand dennoch ein verhältnismäßig hoher Arbeits- und Zeitaufwand, da einige Baugruppen aus mehreren Einzelteilen zusammengefügt werden mussten. Hier ist insbesondere die aus acht Styroporformteilen plus abnehmbarer Klarsichtkanzel bestehende Gondel (siehe Foto) zu nennen, doch auch der aus zylindrischen und kegelförmigen Teilen bestehende Rumpf sowie der Bau der steckbaren Flügel sorgten für eine ausgedehnte Bauphase. Besonderes Augenmerk ist bei einem Modell dieses Typs auf die Verstärkung der einzelnen Bauteile zu legen, da bei dem ein oder anderen Flugmanöver die Zelle an ungewohnten Stellen belastet werden kann. Ein gesunder Kompromiss zwischen Gewicht und Stabilität muss gefunden werden. Die Festlegung des Schwerpunktes ist ebenfalls eine unsichere Sache, da dieser nicht wie üblich in der Längsachse des Rumpfes genau in der Mitte der Querachse liegt. Der nach links versetzte Motor und die klobige Haube auf der rechten Flügelhälfte stellen unkalkulierbare Faktoren dar. Da die genaue Lage des Schwerpunktes also erflogen werden muss, wurde das Flugzeug vorerst um die Flügelmitte ausgewogen.

Blohm & Voß 141 B - Modell - Flugerprobung

Als das Modell für den ersten Flugversuch ans Ende der Piste gerollt war, stellten sich gewisse Zweifel ein. Stimmte die Lage des Schwerpunktes? Waren die Ruderausschläge richtig dimensioniert? Ob es den Konstrukteuren und dem Testpiloten des Originals am 25.02.1938 wohl ähnlich erging? Nach der Experimentalflug-Devise 'Versuch macht klug' wurde der erste Startversuch durch vorsichtiges Gasgeben eingeleitet und kurz darauf sicherheitshalber wieder abgebrochen. Die ständige Tendenz des Modells nach rechts auszubrechen erforderte viel Geduld und Feingefühl mit dem Seitenruder, bis die BV 141 endlich geradeaus beschleunigt werden konnte und sachte abhob. Dem gewonnenen Kampf am Boden folgte ein Tanz in der Luft, der den Anwesenden nach einer ungewollten Rechtskurve halsbrecherische Bodenakrobatik mit gerissenen Rollen, Rücken- und Messerfluglagen bot. Das Modell war einfach nicht unter Kontrolle zu bringen und konnte nur durch Zufall ohne nennenswerte Beschädigung notgelandet werden. (Reine Nervensache, hoffentlich erging es dem Testpiloten des Originals besser!) Die Ursachenforschung verlief im Großen und Ganzen ergebnislos, so dass nur die Ruderausschläge verändert und der Schwerpunkt um ca. 5 mm nach links in Richtung auf die Rumpfachse verschoben wurde. Dafür waren einige Umbauarbeiten bezüglich der RC-Installation erforderlich. Auch die Bleikammer im rechten Flügel konnte zum größten Teil entleert werden. Beim nächsten Flugversuch war die Skepsis verständlicherweise deutlich größer als beim ersten Mal, so dass eine wesentlich vorsichtigere Vorgehensweise gewählt wurde. Das Modell sollte nur kleine Hüpfer absolvieren, um die Richtung des Abkippens nach dem Abheben festzustellen und durch entsprechende Trimmbleikorrekturen austarieren zu können. Die schon erwähnten Schwierigkeiten beim Start bezüglich der Stabilität um die Hochachse waren nach wie vor vorhanden, weshalb ein Großteil der Platzlänge zum Rollen verbraucht wurde. Die Lufthüpfer fielen entsprechend kurz aus, um noch sicher vor der Platzkante wieder zum Stehen zu kommen. Erstaunlicherweise schien das Modell, jetzt beinahe ohne Bleizugaben, während der Flugphasen gerade und stabil zu bleiben. Ohne weitere Veränderungen am Schwerpunkt vorzunehmen, ging es schon etwas optimistischer an den nächsten Flugversuch. Nach dem Abheben konnte das Modell ohne übermäßiges Nachtrimmen auf Kurs gehalten werden. Nach Erreichen der Sicherheitshöhe folgten einige Runden mit konstanter Tourenzahl zur Beruhigung der Nerven, bis das Verhalten bei unterschiedlichen Motordrehzahlen sowie bei plötzlichen Drehzahländerungen untersucht wurde. Diese für die Landung immens wichtigen Tests verliefen sehr zufriedenstellend, so dass ein erster Landeversuch unternommen wurde. Das Modell verhielt sich während des gesamten Anflugs relativ normal, nur kurz vor dem Aufsetzen ließ sich eine etwas eigenartige Fluglage ähnlich einem starken Slippen ohne große Querlage erkennen. Eine asymmetrische Wirkung des Höhenruders macht sich im Flug und bei der Landung kaum bemerkbar. Bei den folgenden Flügen konnten die Tests fortgesetzt werden, um die Eigenarten des Modells genauer kennenzulernen. Solange der BV 141 B nichts ungewöhnliches abverlangt wird, treten im Flug keine Probleme auf. Kunstflugexperimente haben jedoch manchmal unerwartete Folgen, da das Modell genau wie die B-Version des Originals in Extremsituationen recht seltsam reagieren kann. Loopings stellen aufgrund des starken Motors kein Problem dar, doch aus einer versuchten Rolle wurde überraschenderweise schon mal ein Rückenflachtrudeln, dessen Beendigung erst in allerletzter Sekunde möglich war.

Resümee

Mit dem Nachbau der BV 141 B ist ein interessantes Modell entstanden, das auf Flugtagen oder Treffen immer wieder Aufsehen erregt. Für Flugvorführungen muss ein ausreichend großes Gelände zur Verfügung stehen, damit bei einem missglückten Startversuch eine Beschädigung vermieden werden kann. Ist das Modell erst einmal in der Luft, begeistert ein ausgefallenes Flugbild, wobei der Gesamteindruck durch den sanften Klang des auf sechs Schwinggummis gelagerten Viertakters noch abgerundet wird. Abschließend sollte nicht unerwähnt bleiben, dass jede nachgebaute BV 141 B scheinbar andere Eigenschaften hat. Die Diskussion mit dem Besitzer eines ebenfalls nach dem FMT-Bauplan entstandenen Modells zeigte, dass Unterschiede durch eine andere Motorisierung u.s.w. zu gänzlich anderen Trimmbleizugaben und auch anderen Flugeigenschaften führen.
News 2014

Seit ihrem Erstflug überzeugte der verwendete 15-ccm-Enya-Viertekter durch perfekte, wenn auch rauhe Laufeigenschaften und verrichtete zuverlässig seinen Dienst - bis 2010. Nach einem unerwarteten Motorabsteller musste die BV 141 B ihre Segelflugeigenschaften unter Beweis stellen, die übrigens absolut perfekt sind und eine 1a-Notlandung ermöglichten. Der Motor sprang danach noch ein letztes Mal an, hatte aber keine Leistung mehr und sorgte für eine Stilllegung des Modells bis Anfang 2014. Ein schon in anderen Modellen getesteter Außenläufer EMP C5045 - KV 890 stellt einen brauchbaren Ersatz für den 15er-Viertakter dar und wurde testweise installiert. Mit einem Lipo 4s-3200 und einem 12x8"-Zweiblatt-G-Sonic-Prop zeigt sich die BV 141 B jetzt beinahe wieder in alter Form - nur noch leiser und mit etwas eingeschränkter Flugzeit. Die erzielbare Performance durch das leicht veränderte Flugverhalten und besonders durch den fehlenden Sound erreicht jedoch nicht die Wirkung vergangener Zeiten. Dennoch ist das Modell nach wie vor ein Highlight, das sich aus dem Einerlei herkömmlicher Modelle abhebt.

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