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Schnellbomberprojekt BV P170 - veröffentlicht in MFI 3/98
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Es kann mehrere Gründe für die
Entwicklung eines neuartigen Flugzeugtyps
geben. Besonders die speziellen
Anforderungen für bestimmte
Einsatzzwecke erfordern manchmal
unkonventionelle Lösungen und führen zu
außergewöhnlichen Konstruktionen. Ein
besonders augenfälliges Beispiel
hierfür war 1938 ein asymmetrischer
Entwurf, mit dem die Fa. Blohm & Voß
auf die Ausschreibung eines Beobachtungs-
und Aufklärungsflugzeugs reagierte. Das
ungewöhnliche Erscheinungsbild der BV
141 war möglicherweise der Grund dafür,
dass die Auftraggeber einen anderen
Konkurrenten in konventioneller Auslegung
trotz teilweise schlechterer
Leistungsdaten bevorzugten.
Im Gegensatz
zu einigen anderen exotischen Entwürfen
von Blohm & Voß wurde die BV 141
auch ohne offiziellen Auftrag in
Eigenregie weiterentwickelt, zu
Testzwecken gebaut und im Flug erprobt.
Die meisten von den für die damalige
Zeit recht kuriosen Konstruktionen
erreichten aber nicht einmal das
Modellstadium. Dazu zählt unter anderem
die Projektierung eines Schnellbombers
aus dem Jahre 1942. Die wenigen Skizzen
und Berechnungen wurden frühzeitig unter
der Projekt-Nummer 170 zu den Akten
gelegt. Glücklicherweise haben
Luftfahrthistoriker diese Unterlagen
wieder ans Tageslicht befördert, so dass
hier und da Auszüge in der Fachliteratur
zu finden sind. |
Schnellbomberprojekt
Blohm & Voß P170 - Projektbeschreibung |
Mit dem Entwurf der BV-P170 wurde ein
Konzept für einen Schnellbomber
vorgeschlagen, der trotz hoher Nutzlast
jedem feindlichen Jagdflugzeug in Punkto
Geschwindigkeit deutlich überlegen sein
sollte. Dabei waren für den Antrieb
unkomplizierte, zuverlässige
Standardaggregate vorgesehen. Weiterhin
sollte durch einen möglichst simplen
Aufbau des Flugzeugs die Bevorratung von
Ersatzteilen vereinfacht werden.
Bezüglich der angestrebten
Flugleistungen erschien eine Kombination
von großer Motorleistung mit einem
möglichst niedrigen Widerstand der Zelle
notwendig. Jagdflugzeuge waren in der
Regel ein- oder zweimotorig ausgelegt und
mit Hochleistungstriebwerken bestückt,
so dass eine dreimotorige Variante
gewählt wurde. Dabei sollten einfache,
luftgekühlte Triebwerke zum Einsatz
gelangen. Die Berechnungen bezogen sich
auf die als Links- und Rechtsläufer
produzierten BMW-801 14-Zylinder
Doppelsternmotoren mit je 1600 PS. Obwohl
die Entwicklung der Turbinen-Antriebe zum
damaligen Zeitpunkt schon auf Hochtouren
lief schien die Entscheidung für
Kolbentriebwerke aufgrund der höheren
Zuverlässigkeit durchaus sinnvoll.
Zur Erzielung eines minimalen
Widerstandswertes mußte eine Zelle mit
geringem Stirnquerschnitt und kleinen
Oberflächen unter Vermeidung
aerodynamischer Interferenzen geplant
werden. Eine möglichst geringe Anzahl
der zu bevorratenden Ersatzteile machte
es erforderlich, viele Bauteile
symmetrisch auszulegen. Sogar der
Tragflügel bekam einen rechteckigen
Grundriß, damit linkes und rechtes
Flächenstück austauschbar waren.
Zugleich kann der Hauptholm an der Stelle
der größten Profildicke eingesetzt
werden, wodurch eine hohe Stabilität bei
recht leichter Bauweise erzielt wird.
Allerdings bleiben die aerodynamischen
Vorteile einer für hohe
Fluggeschwindigkeiten besser geeigneten,
gepfeilten Fläche ungenutzt.
Die Besonderheit der BV-P170 besteht in
der Anordnung der beiden Außentriebwerke
an den Flügelenden. Der Grund hierfür
liegt in der Minimierung des Widerstandes
bei den Verschneidungen und Ausrundungen
mit dem Flügel. Mit dieser Lösung
würde gemäß Konstruktionsbeschreibung
gleichzeitig der induzierte Widerstand
vermindert, da bei Verwendung
gegenläufiger Luftschrauben der
Drallwirbel dem Randwirbel der
Tragflächenumströmung entgegenwirkt.
Weiterhin ergibt sich bei sinnrichtig
angewendeten, gegenläufigen
Luftschrauben zusätzlich ein
beachtlicher Auftriebsgewinn, da die in
der aufwärtsschlagenden
Schraubenkreishälfte liegenden
Tragflächenteile auf beiden Seiten einen
Auftriebszuwachs erzeugen, während der
Auftriebsverlust durch die
abwärtsdrehenden Hälften vermieden
wird. Hinzu kommt, dass die beschleunigte
Luft der außen laufenden
Luftschraubenblätter ungehindert nach
hinten wegströmen kann, was ähnlich
einer Druckluftschraube einen größeren
Wirkungsgrad des Antriebs zur Folge hat.
Für die Nutzung dieser
leistungssteigernden Vorteile müssen
aber einige gravierende Nachteile
hingenommen werden. Besonders der Ausfall
eines Seitenmotors kann nicht
ausgeschlossen werden. Der dann
auftretende asymmetrische Schub sollte
laut Konstruktionsbeschreibung mit einem
Seitenruderausschlag von nur 10 Grad bei
voller Leistung der verbleibenden beiden
Triebwerke ausgeglichen werden können.
Dieses erscheint aufgrund der extrem
asymmetrischen Kräfteverhältnisse recht
unwahrscheinlich, auch wenn ein
Seitenleitwerk weiterhin voll angeströmt
wird. Die Fluggeschwindigkeit fiele nach
den Berechnungen bei einer
Leistungseinbuße von 33% (ein Motor) in
7000 m Höhe nur um ca. 16% ab. Unter der
Voraussetzung uneingeschränkter
Manövrierfähigkeit wäre es so immer
noch möglich, anderen Jagdflugzeugen zu
entkommen.
Es ist nicht bekannt, warum die
Entwicklung dieses Projekts in einer
recht frühen Phase abgebrochen wurde. Es
ist allerdings zu vermuten, dass in der
Konstruktionsbeschreibung bewußt einige
Aspekte verharmlost dargestellt oder gar
nicht erwähnt sind. Ein
funkferngesteuertes Modell, das in
möglichst vielen Punkten an das
Original-Projekt angelehnt ist, könnte
vielleicht in einigen Punkten Aufschluß
geben. |
Schnellbomberprojekt
Blohm & Voß P170 - Baubeschreibung
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Zur zeichnerischen Planung des Modells
wurden weitgehend die Dreiseitenansichten
der vorliegenden Unterlagen sowie die in
der Konstruktionsbeschreibung angedachten
Theorien zugrunde gelegt. Zur Festlegung
der Größe des Modells war die Auslegung
der Motorisierung der ausschlaggebende
Faktor. Das größte Problem bei
Verwendung von Verbrennungsmotoren
besteht sicherlich in einem einseitigen
Motorausfall, der im ungünstigsten Fall
in der Startphase eintreten könnte. Eine
Kompensation der auftretenden
asymmetrischen Kräfte erschien selbst
für den Horizontalflug mit
Maximalgeschwindigkeit kaum möglich. Ein
derart unkalkulierbares Risiko kann
insbesondere aus Sicherheitsgründen
nicht in Kauf genommen werden!
Eine Möglichkeit zur Lösung dieses
Problems erschien die Verwendung von
Elektromotoren, die entweder in Reihe
oder parallel geschaltet werden können.
Eine Störung in diesem Stromkreis läßt
in der Regel alle Motoren gleichzeitig
ausfallen, was in bestimmten Fluglagen
ebenfalls zu kritischen Situationen
führen kann. Ein weiterer Nachteil einer
Elektro-Variante ist, dass bei
Parallelschaltung der drei Motoren die
Laufzeit durch den hohen Stromfluß stark
verkürzt würde; bei der Reihenschaltung
führt die hohe Zuladung durch die
dreifache Anzahl von Akkus zu
Gewichtsproblemen. Zusätzlich wären
für ausreichende Leistungsreserven
wahrscheinlich die teuren
Hochleistungsmotoren nötig, die
finanziell gleich dreifach zu Buche
schlagen.
Nach Abwägung aller Aspekte erschien
eine Mischlösung am sinnvollsten. Außen
zwei günstige Speed 700 in
Reihenschaltung, gespeist aus 18 Zellen
1,7 Ah und in der Mitte ein
10-ccm-Langhub-Verbrennungsmotor, damit
genügend Power zur Verfügung steht.
Somit lag die Modellgröße ebenfalls
fest: Spannweite 1,85 m, Länge 1,40 m
und ein geschätztes Abfluggewicht von
mindestens 6,5 kg.
Um dies zu erreichen ist eine leichte,
aber sehr stabile Bauweise notwendig.
Besonders der Tragflügel könnte durch
die hohen Gewichte am Flächenende
außergewöhnlich stark belastet werden.
Immerhin bringt eine Triebwerksgondel,
ausgerüstet mit einem Elektromotor,
einem (Einzieh)-Fahrwerk und einem
Seitenruder-Servo mindestens 950 g auf
die Waage. Durch den recht weit vorne
liegenden Schwerpunkt der Gondeln waren
weiterhin Torsionsbewegungen des Flügels
durch Vibrationen und Luftturbulenzen
nicht auszuschließen. Daher wurden je
Flächenhälfte zwei GFK-Rohrholme
eingeplant, die für eine hohe
Torsionsfestigkeit sorgen und zudem auch
die Verkabelung zu den Gondeln aufnehmen
können.
Der Rumpf und auch die Gondeln weisen im
vorderen Teil einen kreisrunden
Querschnitt auf, der sich ab dem Flügel
nach hinten in ovale Formen verändert.
Eine elegante Methode zum Rumpfbau ist
die Verwendung balsabeplankter
Styroporformteile, die als Rumpfboden und
Rumpfdeckel auf einen stabilen
Kastenrumpf gesetzt werden. Diese
Bauweise wurde für den Mittelrumpf
gewählt. Versuche haben gezeigt, dass
auf den Kasten komplett verzichtet werden
kann, wenn Gewicht gespart werden soll
und extreme Stabilität nicht unbedingt
benötigt wird. Auf diese Weise konnte
die Masse der Gondeln in Grenzen gehalten
werden.
Mit diesen Vorgaben stand einer ersten
Version eines Bauplanes nichts mehr im
Wege. Nach dem Übertragen der äußeren
Konturen von den vorliegenden
Dreiseitenansichten konnte die Lage der
Spanten sowie der Verstärkungsleisten
eingezeichnet werden. Schnittzeichnungen
im Bereich der Spanten legten den Verlauf
von Rumpf- und Gondelform fest und
ermöglichten die Herstellung der
nötigen Schneideschablonen. Da in den
Unterlagen keine Rumpfprofile enthalten
sind konnte nur vermutet werden, wie das
Original geplant war.
Die Leitwerke wurden ein klein wenig
vergrößert, wobei die Seitenleitwerke
eigentlich nicht groß genug ausfallen
konnten. Diese wichtigen
Stabilisierungsflächen sitzen am Ende
der Gondeln und damit aufgrund der
fehlenden Pfeilung des Flügels relativ
weit vorne, so dass eine optimale
Wirkungsweise nicht zu erwarten war.
Die genaue Lage der Akkupacks für die
Elektromotoren, der Tanks für den
Verbrennungsmotor sowie der einzelnen
Komponenten der RC-Anlage wurde in diesem
Stadium der Planungsphase noch nicht
festgelegt. Bekanntermaßen erweisen sich
einige der ersten Vorstellungen als
gedankliche Sackgasse, so dass vieles
möglichst lange variabel gehalten werden
sollte. So wurde auch für verschiedene
Antriebsvarianten genügend Raum
gelassen. Möglich wäre die Bestückung
mit drei Elektromotoren, eventuell mit
Getriebe, die Vergrößerung der
Motorleistung durch den Einbau eines
hubraumstarken Viertakters oder gar der
Antrieb durch drei Verbrenner, wobei
diese Möglichkeit besser nie erprobt
werden sollte. |
Die Bauphase
Wie von vorn herein nicht anders erwartet
ergaben sich mit fortschreitender
Fertigstellung immer neue Aspekte. Die
Bauweise mit beplankten
Styroporformteilen erfordert etwas mehr
Zeit als der Bau eines einfachen
Kastenrumpfes. Insbesondere, wenn sich
die Rumpf- und Gondelquerschnitte schnell
und signifikant verändern müssen viele,
kleine Styroporformteile geschnitten und
möglichst in einem Stück beplankt
werden. Für den Flügel waren vier 1 m
lange GFK-Rohre herzustellen und in den
Styroporkern einzulassen. Randbögen im
klassischen Sinne werden nicht benötigt.
Dafür müssen die abnehmbaren Gondeln
exakt an die Flügelaußenstücke
angepaßt und ein aerodynamisch sauberer
Übergang geschaffen werden.
Mit zunehmendem Baufortschritt wuchsen
die Bedenken, ob der getriebene Aufwand
belohnt werden würde. Nachdem das Modell
das erste Mal provisorisch zusammengebaut
werden konnte wurde klar, dass zuerst
einige Tests anstanden. Das Modell zeigte
eine ziemliche Trägheit um die
Längsachse, welche durch die weit außen
angebrachten, hohen Gewichte der Gondeln
bedingt ist. Obwohl die Querruder von
vorn herein etwas größer dimensioniert
worden waren konnte nicht abgeschätzt
werden, ob sie das Modell aus der
Horizontalen in eine Schräglage bewegen
könnten. Das Abbremsen einer Bewegung um
die Längsachse und die Rückführung in
die Horizontale muß schließlich exakt
möglich sein. Weiterhin schien das
Seitenleitwerk am Heck zu fehlen.
Für den anstehenden Versuch wurden die
Gondeln komplett bestückt, die Verlegung
der nötigen Kabel vorgenommen und die
Tragfläche komplett montiert. Das
Gewicht des Prüflings verdeutlichte den
illusorischen Charakter einer
6,5-kg-Schätzung und das erste Anlaufen
der beiden gegenläufigen Elektromotoren
zeigte, dass bei einem derartigen
Hebelarm die geringen Drehzahldifferenzen
zwischen links- und rechtsdrehendem Motor
enorme Wirkung hatten und den Flügel um
die Hochachse drehten. Der Einfachheit
halber wurde ein Motor wieder umgepolt,
womit ein Teil der Vorgaben aus der
Projektbeschreibung mit den damit
prognostizierten Vorteilen aufgegeben
werden mußte. Mit zwei Rechtsläufern
war das Problem des asymmetrischen
Schubes aber gelöst und die Wirksamkeit
der Quer- und Seitenruder konnte getestet
werden. Das Ergebnis war durchaus
positiv. Die Wirkung der Querruder zeigte
sich deutlich, obwohl bei den Tests nur
der äußere Teil angeströmt wurde.
Seitenruderausschläge hatten zwar nur
eine geringe Wirkung, waren aber
zumindest nicht ganz wirkungslos. So
konnte der Bau mit einiger Zuversicht
weitergeführt werden. In dem zuerst
recht geräumig erscheinenden Rumpf wurde
es durch die Ausstattung mit
Einziehfahrwerk recht eng. Der 18-zellige
Akkupack benötigt ebenfalls viel Platz,
so dass der Tank für den
Verbrennungsmotor einfach nicht mehr
paßte. Als Notlösung wurden zwei kleine
Tanks montiert, mit deren Inhalt der
Verbrennungsmotor etwas mehr Laufzeit als
die Elektromotoren hat. So verdrängten
die kleinen Probleme die großen Zweifel
bezüglich der Flugtauglichkeit. Diese
waren wieder da, als das Modell
rohbaufertig und komplett aufgebaut in
der Bastelstube stand. Der Gesamteindruck
ließ insbesondere im Hinblick auf die
nötige Stabilisierung durch die
vorhanden Leitwerke und die
Ruderwirksamkeit Zweifel aufkommen. Zudem
wurde die Zeit knapp, denn die Interex,
zu der das Modell fertig werden sollte,
rückte immer näher. |
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Die RC-Auslegung
Die ungewöhnliche Auslegung macht es
nötig, unkonventionelle Wege bei der
Installation der Fernsteuerung für die
Antriebe zu gehen. Die Drehzahlregelung
der drei Motoren erfolgt über ein
Drosselservo und einen Drehzahlregler,
die über V-Kabel miteinander gekoppelt
sind. Allerdings sollten die
Elektromotoren separat abschaltbar sein.
Wenn die Kraft des Verbrennungsmotors im
Flug allein ausreichen sollte, könnte so
Strom gespart werden. Dazu mußte ein
Schalterbaustein in den Akku-Stromkreis
geschaltet werden. Zu den RC-Funktionen
kommen die Gemischregulierung, das
Einziehfahrwerk und die üblichen
Grundfunktionen, so dass alle Kanäle der
zur Verfügung stehenden Fernsteuerung
belegt werden. Neben den Vorteilen durch
eine derart komplette Ausrüstung
entsteht leider der Nachteil eines kaum
überschaubaren Kabelsalates, der bei der
Aufrüstung des Modells einige
Konzentration erfordert. Da schon
während der Bauphase trotz Kennzeichnung
des öfteren Probleme mit den vielen
Steckverbindungen entstanden waren wurden
im Bereich der Rumpf-Flächen-Verbindung
verschiedene Stecksysteme verwendet.
Damit sind Verwechselungen jetzt nicht
mehr möglich. |
Schnellbomberprojekt
Blohm & Voß P170 - Flugerprobung
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Für ein Finish sollte bei Experimenten
mit unsicherem Ausgang kein all zu
großer Aufwand betrieben werden. Da das
Modell aber auf der Interex gezeigt
werden sollte, mußten zumindest einige
Dekorteile aufgebracht werden. Auf Grund
der knapp werdenden Zeit und des nicht
kalkulierbaren Risikos eines Fehlschlages
wurde auf eine Flugerprobung auf
heimischem Gelände verzichtet. Die
ausgeführten Rollversuche sowie ein
kurzer Lufthüpfer zeigten jedoch, dass
zumindest von Seiten der Motorleistung
trotz eines Startgewichtes von 7,2 kg
keine Bedenken bestehen mußten. Das
Fahrwerk war der extremen Belastung
allerdings nicht gewachsen und mußte
noch verstärkt werden.
Und so rückte die Stunde X immer näher.
Die Spannung stieg und das Modell wurde
aufgerüstet. Ruderkontrolle,
Akkukontrolle und was man sonst so alles
prüft, um jedes denkbare Risiko
auszuschalten. Allerdings ließ der
Interex-Betrieb einen ungestörten
Probeflug vorerst nicht zu, so dass bis
zum Abend gewartet wurde. Und plötzlich
ging alles schneller und
unproblematischer als erwartet. Nach
einem kurzen Motorcheck wurde das Modell
ans Platzende gestellt, Vollgas gegeben
und kurz vor dem Pistenende war die
BV-P170 in der Luft. Da die Flugzeit
durch den Treibstoff und die
Akkukapazität auf ca. 3 bis 4 Minuten
beschränkt war konnten nur einige
Proberunden mit voller Motorleistung
geflogen werden, dann einige Runden im
Teillastbereich und einige Landeanflüge.
Der Erstflug verlief relativ problemlos,
zeigte aber eine Instabilität um die
Hochachse sowie eine gewisse
Unberechenbarkeit um die Längsachse, die
möglicherweise im Zusammenhang mit der
bescheidenen Seitenruderwirkung zu sehen
ist.
Ein kurzes Abschalten der
Elektromotoren führte zu einer
Verstärkung der Instabilität.
Wahrscheinlich decken die mitdrehenden
Luftschrauben die Seitenleitwerke ab und
vermindern so deren Wirksamkeit.
Trotz dieser kleinen Handycaps konnte der erste
Flug mit einer akzeptablen Landung
beendet werden. Der Beweis der
Flugtauglichkeit war damit erbracht. |
Fazit
Die Blohm & Voß P 170 ist ein Modell
mit einem außergewöhnlichen Flugbild,
das für die Mühen der Planungs- und
Bauphase voll entschädigt. Allerdings
erfordern ihre Flugeigenschaften extremes
Fingerspitzengefühl am Steuerknüppel.
Die Beeinträchtigungen durch die
ungewöhnliche Auslegung sind erheblich
und machen noch einiges an
Experimentieraufwand nötig, um die
mittlerweile erkannten Probleme in den
Griff zu bekommen. Die bisherigen Tests
verliefen glücklicherweise ohne
nennenswerte Beschädigungen.
Doch es ist das Los der
Experimentalmodellflieger, ihr mitunter
exotisches Fluggerät immer mit dem
Risiko eines Fehlschlages starten zu
müssen. Erfolgreiche Versuche ermutigen
zu neuen Experimenten, fehlgeschlagene
Tests zeigen neue Aspekte auf und helfen
bei der Entwicklung der richtigen
Strategie. In diesem Sinne bleibt zu
hoffen, dass die BV-P170 noch des
öfteren auf einer Flugvorführung
gezeigt werden kann. Die Chancen stehen
jedenfalls nicht schlecht, zumal
möglicherweise noch ein weiteres
Exemplar gebaut werden wird. |
Schnellbomberprojekt
Blohm & Voß P170 - Veränderungen
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Aufgrund der schlechten Flugeigenschaften
war klar, dass vor erneuten Probeflügen
zuerst eine Lösung für die
aufgetretenen Probleme gefunden werden
mußte. Allerdings wurde das Projekt
zunächst auf Eis gelegt, da durch die
intensiven Arbeiten im Bereich des
Experimentalfluges andere Aktivitäten
sträflich vernachlässigt worden waren.
Die Interex ´97 ließ die weitere
Entwicklung der BV-P170 wieder in den
Vordergrund treten. Das Ziel war ein
sicher beherrschbares Modell, das einen
flotten Flugstil ermöglichen sollte. Da
sich die Probleme der bisherigen
Flugerprobung scheinbar auf eine
mangelnde Stabilisierung der Hochachse
zurückführen ließen erschien der
Einsatz eines V-Leitwerkes anstelle des
geraden Höhenleitwerks sinnvoll. Dies
bedeutete eine weitere Abweichung von der
geplanten Originalauslegung. Um zumindest
die Draufsicht nicht zu verändern wurde
das neue Leitwerk so geplant, dass die
Projektion der Leitwerksflächen dem
Grundriß des Original-Höhenleitwerks
entspricht. Der Winkel zwischen den
Leitwerkshälften wurde kurzerhand auf
120 Grad festgelegt und mit diesen
Vorgaben das neue Leitwerk in
Styroporbauweise erstellt. Um für
Ausstellungszwecke auch noch die
Originalversion aufbauen zu können
durfte die Leitwerksaufnahme am Rumpf
nicht verändert werden.
Das Anpassen und Ausrichten des neuen
Leitwerks an das fertige Modell stellte
sich als recht kompliziert heraus, da
keine Bezugspunkte wie Mittellinien oder
Achsen mehr sichtbar sind. Auch das
Einstellen der richtigen EWD erforderte
deutlich mehr Aufwand als bei einem
Rohbaumodell. Und wieder wurde die Zeit
bis zur Interex knapp, so dass auch in
diesem Jahr auf eine Flugerprobung auf
heimischem Gelände verzichtet wurde.
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Kurze Flugvideos
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der BVP170 von der
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InterEx 1997
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Glücklicherweise ging es diesmal auf der
Interex ´97 wesentlich ruhiger zu als
beim letzten Mal, so dass sofort ein
Probeflug durchgeführt werden konnte.
Und dieser Flug sollte das reinste
Vergnügen sein. Die Verbesserung des
Flugverhaltens war so beeindruckend, dass
direkt von einem vorsichtigen
Erprobungsflugstil auf Kunstflug
übergegangen werden konnte. Langsamflug
mag die BV-P170 allerdings immer noch
nicht! Wahrscheinlich bereiten die mit
geringer Drehzahl laufenden
Elektromotoren Probleme, denn im
Landeanflug wirkte das Modell wieder
leicht instabil, setzte aber dennoch
butterweich auf. Zur Klärung wurde daher
ein zweiter Flug unternommen, bei dem die
Elektromotoren bei voller Leistung des
Verbrennungsmotors abgestellt wurden. Das
Modell verlor abrupt Geschwindigkeit und
war sofort um die Längsachse instabil.
Mit dem Einschalten der Motoren war alles
wieder in Ordnung und der Flug konnte
problemlos fortgesetzt werden. Allerdings
sollte die anschließende Landung neue
Erkenntnisse bringen, denn mittlerweile
hatte der Wind gedreht und stand quer zur
Landebahn. Mit abnehmender Kapazität der
Akkus und der Herabsetzung der
Motordrehzahlen im Landeanflug wurden die
Seitenleitwerke wieder aerodynamisch
abgedeckt und die Instabilität um die
Hochachse führte erneut zu einer
unkalkulierbaren, plötzlichen Bewegung
um die Längsachse, die nicht mehr
korrigiert werden konnte.
Glücklicherweise verhinderte ein
Maisfeld Schlimmeres.
Bedingt durch das hohe Gewicht wurde das
Modell recht stark beschädigt. Ein
derartiger Einschlag auf einer Wiese
hätte aber sicher das Ende bedeutet.
Nach der Reparatur kann das Experiment
also fortgesetzt werden. Allerdings wird
dann die Drehzahlregelung der
Elektromotoren von der Drossel des
Verbrenners entkoppelt, so dass an
den Seitenrudern der Aussengondeln die Luft ständig mit
maximaler Strömungsgeschwindigkeit
anliegt. Die Elektromotoren werden dann
erst kurz vor dem Aufsetzen gedrosselt
oder abgeschaltet. Der Einsatz von modernen
Lipo-Zellen dürfte das Fluggewicht verringern und
die Motorlaufzeit trotz Dauervollgas deutlich
verlängern.
Somit hat sich die alte
Experimentalflugregel mal wieder
bewahrheitet, dass Fehlschläge
hingenommen werden müssen, um aus ihnen
neue Strategieen für den nächsten
Versuch ableiten zu können. Es scheint
allerdings, als ob das Modell nach dieser
Modifikation endgültig sicher zu
beherrschen sein wird.
Was wohl die Konstrukteure von Blohm
& Voß zu ihrem einst erdachten
Projekt gesagt hätten, wenn sie über
die Ergebnisse und Entwicklungen der
Modellerprobung Kenntnis gehabt hätten?
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News
Leider haben sich zwischenzeitlich Probleme mit dem betagten Verbrennungsmotor ergeben, die eine Hybrid-Auslegung in Frage stellen. Zurzeit wird nach einem praktikablen Motor-Ersatz auf dem Elektrosektor gesucht. Bisherige Experimente verliefen nicht zufriedenstellend, sodass die BV-P170 momentan leider nicht einsatzfähig ist.
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