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Veröffentlichung "Der Modellflieger 2/05" -


Funflyer lieben es heftig

Veröffentlichung zum Thema
Ruderausschläge
in der DMFV-Verbandszeitschrift "Der Modellflieger",
Heft April/Mai 2005, S.116-118

Titel:
Darf´s etwas mehr sein?
Die Philosophie der Ruderausschläge


Vollausschläge beim Kunstflieger


Während der eine den rasanten Flugstil mit heftigen Ruderreaktionen des Modells bevorzugt, liebt es der andere eher beschaulich und verlangt selbst bei Vollausschlägen eine sanfte Veränderung der Fluglage. Trotz dieser individuellen Spielräume gibt es bestimmte Regeln, nach denen die Ruderausschläge eingestellt werden sollten, denn sowohl zu große als auch zu kleine Werte können in Extremsituationen zu Problemen führen. Nur mit korrekt eingestellten Ruderausschlägen lässt sich ein harmonisch wirkender Flug erreichen, der ständig sicher kontrolliert werden kann.

Firmenangaben

Die Größe von Ruderausschlägen wird in den Bau- und Einfluganleitungen meist in Millimetern [mm] angegeben und bezieht sich auf den Weg, den die Hinterkante des Ruderblattes aus der Neutralposition herauswandert. Hier gibt es häufig schon die ersten Unsicherheiten, da bei sich verjüngenden oder unregelmäßig verlaufenden Ruderblättern die Stelle für die Messung nicht offensichtlich ist. Korrekter wäre hier eine Winkelangabe, deren Messung sich dann allerdings komplizierter gestalten würde. Die angegebenen Werte sind von verschiedenen, sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren abhängig und können natürlich nur für eine bestimmte Konfiguration des Modells gelten.

Abhängigkeiten

Als primärer Faktor ist neben der Tiefe und Größe des betreffenden Ruderblattes die Fluggeschwindigkeit des Modells maßgebend. Bei einem langsam fliegenden Flugzeug entstehen durch einen bestimmten Ruderausschlag geringere Kräfte auf die entsprechende Modellachse als bei einer hohen Geschwindigkeit. Dabei wird deutlich, dass bei unterschiedlicher Motorisierung sowohl die theoretisch notwendigen Ruderblatttiefen als auch die Ausschlagdimensionen stark variieren. Schmale Ruderblätter, die aufgrund langsamer Fluggeschwindigkeiten große Winkel-Ausschläge ausführen müssen, wirken im Extremfall wie Bremsklappen und können sogar die Strömung abreißen lassen. Große Ruderflächen benötigen bei hohen Geschwindigkeiten starke Servos und spielfreie Anlenkungen, da beträchtliche aerodynamische Kräfte auf sie wirken.
Darüber hinaus wird die Wirkung der Heckruderausschläge durch die Lage des Schwerpunktes und die Rumpflänge beeinflusst. Schwanzlastig eingestellte Modelle kommen für den Normalflug meist mit kleinen Ausschlägen aus. Modelle mit verhältnismäßig langen Rümpfen reagieren sanft auf ihre Heckruder und lassen sich daher sauberer steuern.

Faustregeln

Für das Höhenruder empfiehlt es sich, den Vollausschlag so einzustellen, dass in einem voll gezogenen Looping kein Strömungsabriss erfolgt. Ein Motormodell sollte in zwei aufeinander folgenden, voll gezogenen Vollgas-Loopings gerade noch sauber in der Bahn bleiben und keine Ausbruchtendenzen zeigen. Dreht der Flieger aus dem Looping heraus, war der Ausschlag für die vorhandene Konfiguration zu groß. In Extremsituationen könnte sich das Modell unerwartet wegdrehen! Für die Querruderausschläge sollte die Einstellung so erfolgen, dass bei mehreren, aufeinander folgenden Rollen mit Vollausschlag noch die Möglichkeit des akzentuierten Aussteuerns besteht. Größere Ausschläge führen oft zu einem unsauber wirkenden Flugbild. Das Seitenruder kann bei querrudergesteuerten Modellen meist mit den mechanisch möglichen Maximalausschlägen eingestellt werden. Ausnahme bilden Modelle, deren Startverhalten einen wohldosierten Umgang mit dem Seitenruder erfordern. Hier können zu große Ausschläge einen sauberen Start erschweren.

Hilfsmittel

Die modernen Computer-Fernsteuerungen bieten dem Piloten einige elektronische Hilfsmittel zur Rudereinstellung. Mit der Steuerweg-Umschaltung (Dual-Rate) können verschiedene Vollausschlag-Grenzen per Schalter gewählt und natürlich während des Fluges umgeschaltet werden. Der Vorteil dieser Methode kann beim Erstflug und bei Modellen mit breitem Geschwindigkeitsspektrum sinnvoll genutzt werden.
Exponentiale Steuerkurven ermöglichen die Einstellung von weichen Reaktionen um die Knüppel-Neutralposition, während die Rudermaschinenwege bei größer werdenden Knüppelausschlägen unverhältnismäßig ansteigen. Diese Variante ist insbesondere bei Modellen mit großen Ruderklappen von Vorteil, die in extremen Flugmanövern auch mal heftiger korrigiert werden wollen. Aber auch bei schnellen Modellen lässt diese Einstellmöglichkeit sauberes Fliegen und feine Bahnkorrekturen bei Höchstgeschwindigkeit zu, wobei im Langsamflug genügend Ruderwirksamkeit erhalten bleibt.
Elektronische Hilfen ermöglichen dem Experten, schwierig zu beherrschende Modelle in allen Anwendungsbereichen optimal fliegen zu können. Sie sollten nicht verwendet werden, um ein in der Grundkonfiguration fehlerhaftes Modell zu korrigieren. Die richtige Grundeinstellung lässt sich in den meisten Fällen mit mechanischen Mitteln am Modell herstellen. Dabei sollte, abgesehen von möglicherweise notwendigen Mischfunktionen, der Betrieb mit einem alten Standard-Sender theoretisch möglich sein.

Mechanische Möglichkeiten

Die Veränderung von Ruderausschlägen kann modellseitig nur am Servo und am Ruderhorn erfolgen. Für eine Ausschlagvergrößerung muss der Gabelkopf am Servoabtriebshebel weiter nach außen eingehängt werden. Natürlich wird die Auswirkung des Spiels im Servogetriebe damit ebenfalls vergrößert. Genau umgekehrt verläuft es am Ruderhorn. Hier bewirkt ein Einhängen des Gabelkopfes weiter nach außen eine Verkleinerung des Ruderausschlags. Sind die Achsen der Ruderhörner nicht in der Drehachse des Ruderblattes positioniert, ergibt sich ein asymmetrischer Ausschlag. Gleiches gilt, wenn das Gestänge in der Neutralposition nicht winklig zum Ruderhorn auftrifft.

Resümee

Die richtigen Werte für die Ruderausschläge können eigentlich nicht vorgegeben werden. Vielmehr erscheint eine korrekte Einstellung nur im Rahmen einer sinnvollen Einflugphase möglich zu sein. Dabei sind Abweichungen zu den Herstellerangaben nicht ungewöhnlich. Unterschiedliche Motorisierungen und ein abweichendes Fluggewicht stellen maßgebende Faktoren dar. Die vorgeschlagenen Werte dienen jedoch in den meisten Fällen als guter Ausgangspunkt für die ersten Testflüge. Experimente mit Vollausschlägen bei Höchstgeschwindigkeit sollten nur in Sicherheitshöhe und erst dann erfolgen, wenn die Grobeinstellung stimmt und die Festigkeit der Zelle diese Flugmanöver sicher zulässt.

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