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Veröffentlichung "Der Modellflieger 4/05" -


Schema Starrflügler

Veröffentlichung zum Thema
Heli-Quereinstieg
in der DMFV-Verbandszeitschrift "Der Modellflieger",
Heft August/September 2005, S.70-72

Titel:
Überläufer
Heli-Quereinstieg für Flächenflieger


Schema Drehflügler


Vom Flügel zum Rotor

Wer sich als routinierter Flächenflieger noch einmal auf die ersten Flugversuche mit seinem Einstiegsmodell besinnt wird sicherlich an die vielen kleinen Hürden erinnert, die es zu nehmen galt. Mittlerweile ist man im Umgang mit Flugmodellen geübt und eigentlich dürfte es doch jetzt nicht mehr all zu schwierig sein, auch einen Hubschrauber zu beherrschen! Doch Drehflügler unterscheiden sich in vielen Dingen entscheidend von den Starrflüglern, so dass dieser Schritt einige Handicaps birgt.

Das Modell

Schon beim Bau des Modells zeigen sich erste signifikante Unterschiede, denn anstelle von Holz, GFK und Styropor dominieren eine Unmenge mechanischer Kleinteile aus Kunststoff und Metall den Hubschrauber-Bausatz. Klebstoffe werden so gut wie nicht gebraucht, der Schraubensicherungslack darf aber nicht fehlen! Die exakte Justierung der Mechanik ist kaum mit den bei Flächenmodellen anwendbaren, geometrischen Methoden möglich. Dem Spurlauf sowie der Wuchtung der Rotorblätter ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken, wofür spezielle Einstell-Instrumente erforderlich sind. Trotz vorhandener Modellbau-Erfahrung sollte man sich nicht scheuen, seinen ersten Heli vor dem ersten Start von einem Experten durchchecken und einstellen zu lassen, damit zumindest das Modell keine zusätzlichen Probleme bereitet. Grundsätzlich erscheint ein großes Modell aufgrund des trägeren Verhaltens und der besseren Erkennbarkeit für den Umstieg günstiger.

Die Steuerung

Bei einem Flächenmodell dominieren die Begriffe Höhen-, Quer-, Seitenruder und Drossel. Die Steuerelemente sind voneinander getrennt angeordnet, deutlich erkennbar und senderseitig im Normalfall ohne spezielle Vorgaben programmierbar. Beim Hubschrauber stellt sich die Situation grundlegend anders dar. Die Steuerbefehle für Nick-, Roll- und Pitch-Funktion gelangen über die Taumelscheibe an die Rotorblätter und Hilfsrotoren und müssen mechanisch oder elektronisch gemischt werden. Gas muss leistungsabhängig zugemischt werden und Gier wird durch einen Kreisel unterstützt. Die korrekten Einstellungs- und Mischverhältnisse müssen im Flug ermittelt werden. Dieses wird für den Umsteiger schwierig, da für den Hubschrauber eine völlig andere Steuermotorik erlernt werden muss, denn zumindest der Schwebeflug stellt einen dem Flächenflieger völlig unbekannten Flugzustand dar und erfordert ständige Steuerkorrekturen auf allen Funktionen.
Für die Belegung der Steuerfunktionen am Sender empfiehlt sich eine dem Flächenfliegen analoge Konfiguration:
Drossel - Pitch
Quer - Roll
Höhe - Nick
Seite - Gier
So sind zumindest im schnellen Vorwärtsflug gewisse Parallelen vorhanden. Aus Sicht des Autors sollte ein Flächenflieger, der Höhe und Quer auf getrennten Knüppeln fliegt, für das Helifliegen Nick und Roll auf keinen Fall auf einen Knüppel legen!


Heckrotor und Kreisel

Während sich bei einem Flächen-Modell das Heck aufgrund der Vorwärtsbewegung und der daraus resultierenden, stabilisierenden Wirkung des Seitenleitwerks immer hinter dem Modell befindet, kann sich ein Hubschrauber unabhängig von der Heckposition in alle Richtungen bewegen. Für die Stabilisierung der Hochachse sorgt der Heckrotor, welcher das Drehmoment des Rotorkreisels ausgleicht. Bewegungen des Hecks werden von einem Kreiselsystem gedämpft oder ausgesteuert. Die ständig erzeugten Steuerbefehle müssen schnell und präzise am Heckrotor ankommen. Es ist daher wichtig, an dieser Stelle ein schnelles Servo mit Stellzeiten unter 0,1 sek./50° sowie ein direktes, spielfreies Gestänge einzusetzen. Nur so bleibt dem Quereinsteiger genügend Konzentration für "den Rest" übrig. Die Einstellung der Kreiselempfindlichkeit sollte so gewählt werden, dass der Heli nicht ständig mit dem Heck schwänzelt, bei plötzlichen Lastwechseln (hart Pitch) aber auch nicht ausbricht. Für den Anfang erscheint der Einsatz (bzw. die Einstellung) eines Dämpfungskreisels sinnvoll.

Die Gaskurve

Dem Flächenflieger völlig unbekannt und daher auch in Computersendern nur im Helibereich zu finden sind die „Gaskurven“. Sie sollen eine gleichmäßige Drehzahl am Rotorkopf bei unterschiedlichen Belastungen ermöglichen. Dazu bieten moderne Sender die Mischung von Gas- und Pitch-Funktion. Der Motor darf im Schwebeflug nicht mit voller Leistung laufen, damit bei der Vergrößerung der Blattanstellung die Rotordrehzahl durch Erhöhung der Motorleistung beibehalten werden kann. Da während der Übungsphase nur Normalfluglagen vorkommen erscheint es sinnvoll, eine Gaskurve zu programmieren, die unterhalb des Schwebepitch die Motordrehzahl leicht und bei voll negativ Pitch deutlich auf unter 50% reduziert. Der Vorteil dieser Einstellung besteht in der verminderten Kippgefahr, da beim Not-Absetzen des Helis das Modell durch die abgesenkte Rotordrehzahl sicher auf seine Kufen fällt.

Flugversuche

Mit einem eingeflogenen und für das Anfängertraining eingestellten Modell können die ersten Flugversuche unternommen werden. Da die Steuerungs-Motorik fürs Heli-Fliegen nicht vom Flächenfliegen übernommen werden kann, erscheint ein vorheriges Simulatortraining sinnvoll. Der Umgang mit Pitch zum Abfangen des Modells und im Kurvenflug sowie die ständige Korrektur der Rumpfachse mit dem Heckrotor müssen sich erst setzen. Für den ersten Schwebeflug in der Praxis sollte ein großes Hilfslandegestell montiert sein. Dieses vergrößert zum einen die Standfläche und vermindert die Kippgefahr, hat aber vor allem den Vorteil, eine klar definierbare Ebene sehen zu können, die sich in Bodennähe befindet. Mit ihrer Hilfe kann das Geradehalten besser geübt werden, da die Rotorebene verhältnismäßig weit vom Boden entfernt und zudem nur schemenhaft sichtbar ist. Zur Vergrößerung des Landegestells kann ein Hoola-Hoop-Reifen oder ein Kreuz aus Kohlefaserstäben, an deren Ende Bälle montiert sind, verwendet werden. Spezielle Heli-Trainings-Gestelle sind für fernsteuererfahrene Umsteiger nicht erforderlich, da ausreichende Routine im Umgang mit Modellen bereits vorhanden ist.

Die Hauptproblematik

Das größte Problem beim Umstieg ist sicherlich die optische Wahrnehmung des Modells, um Lageänderungen der Hauptrotorebene in Bezug auf den Boden frühzeitig zu bemerken. Gleichzeitig ist das frühzeitige Erkennen einer sich unter dem Rotor wegdrehenden Rumpfachse von entscheidender Bedeutung, weshalb die ersten Versuche nicht ohne Rumpfhaube erfolgen sollten. Flüge bei ruhigen Windverhältnissen erleichtern das Halten der Höhe mit der Pitch-Funktion, welches bei verwirbelter Luft ebenfalls erst geübt werden muss. Die Kunst besteht in der gleichzeitigen Korrektur von Veränderungen aller Achsen (ist beim Flächenfliegen aber nicht anders!!), damit das Modell seine Position über Grund nicht verändert. Hier ist der entscheidende Unterschied, denn Flächenmodelle bewegen sich immer über Grund vorwärts und fallen ohne Fahrt vom Himmel, während sich ausgebremste Hubschrauber unerwartet in irgendeine Richtung weiterbewegen.

Eile mit Weile

Bevor Schwebeflüge in geringer Höhe mit Heckschwenks um 90° rechts / links nicht halbwegs sauber klappen, sollte man von Streckenflügen absehen. Anschließend können langsam geflogene Kurven angegangen werden. Dabei erscheint es vorerst sinnvoll, bei geringer Schräglage primär mit dem Heckrotor zu steuern und die Fahrt mit der Nick-Funktion zu regulieren. Um Nasen-Schwebe-Positionen zu vermeiden, sollten Kreise nicht geschlossen, sondern besser Achten geflogen werden, bei denen das Heck nicht übermäßig vom Piloten wegzeigt. Sobald eine Unsicherheit entsteht, kann das Heck schnell ausgerichtet und das Modell beruhigt werden. Als Flächenflieger besteht die Tendenz, in den Kurven "Höhe" zu ziehen, was beim Heli die Wegnahme von Fahrt mit der "Nick"-Funktion bedeutet. Langsame Kreise in gleicher Höhe und mit gleichförmiger Geschwindigkeit erfordern ein wenig Übung! Auf das vergrößerte Landegestell sollte erst verzichtet werden, wenn Achten in ca. 1 m Höhe halbwegs sauber gelingen und das Modell während der Flüge nicht mehr unfreiwillig abgesetzt werden muss.

Monotonie vermeiden

Bei aller Euphorie über die Fortschritte beim Helifliegen sollte das Flächenfliegen parallel weitergeführt werden, damit für beide Modelltypen die Reaktion geschult und einer Verwechslungsgefahr in Ausnahmesituationen entgegengewirkt wird. Die unterschiedliche Steuer-Motorik stellt ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential dar! Mit einem sinnvollen, durch kleine Schritte bestimmten Trainingskonzept wird ein erfolgreicher Quereinstieg aber möglich sein, ohne die Flächenmodelle zu gefährden.

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