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Veröffentlichung in Modellflug-Praxis, Heft 3/2010

Modell-Vergleichs-Test
Piper J-3 CUB VE29 von Kyosho und Piper CUB von Thunder Tiger
im Sonderheft des Modellflieger
Heft 3/2010 , Seiten 36 - 41
Kopf an Kopf

Die beiden Piper im gelben Outfit fallen auf
Piper im Doppelpack

Der faire Ablauf eines sportlichen Wettkampfes erfordert neben einem neutralen Schiedsrichter auch eine ungefähre Ebenbürtigkeit der Rivalen. Ihre Qualitäten unter Beweis stellen sollen zwei Piper Cub, beide in knallgelb, beide als quasi flugfertige RTF-Sets ausgeliefert und beide mit einer 2,4-GHz-Anlage ausgerüstet. Fürs Erste unterscheidet nur die Größe mit einem Spannweitenverhältnis von 101 : 70 Zentimeter unsere beiden Testkandidaten.

Die Kleinen nach vorn

Dem allgemeinen Spiele-Codex folgend lassen wir dem kleineren Teilnehmer den Vortritt und beginnen mit der Airium Piper J-3 Cub VE29 von Kyosho im Maßstab 1:13. Das als "Super Scale flying Model" angepriesene Fliegerchen kommt mit einer bemerkenswert hochwertigen Ausstattung und sehr hohem Vorfertigungsgrad aus seinem stabilen Transportbehältnis. Der Tragflügel sowie die Leitwerke bestehen aus einem beschichteten Schaummaterial mit angedeuteten Rippenfeldern. Sie sind erstaunlich verwindungssteif und versprechen eine hohe Stabilität, womit den bereits latent angeschraubten, feinen Kunststoffstreben keine tragende Rolle zukommt. Die herstellerseitig aufgebrachten, großflächigen Abziehbilder beherbergen eine Unzahl markanter Luftblasen, die sich leider nicht beseitigen lassen. Die Oberfläche des Rumpfes offenbart feinporigen Hartschaum und ist wegen der fehlenden Oberflächenbeschichtung empfänglich für Macken jeglicher Art.

Kyosho´s Technik

Der 2,4-GHz-Empfänger bietet sechs Servoausgänge, von denen aber nur drei belegt sind. Neben Seiten- und Höhenruderservo ist ein 10-Ampere-Regler angeschlossen, der den unter der Cowling verborgenen Brushless-Aussenläufer steuert. Dieser passt mit einem Durchmesser von gut 28 Millimetern kaum unter die mit Zylinderatrappen aufgewertete Haube und treibt einen 7*6-Zoll-Propeller an. Der kräftige Antrieb wird aus einem 2s-Lipo-Akku mit 450 Milliampere Kapazität und einer Belastbarkeit von 30C gespeist. Für die Befüllung des Antriebsakkus liegt ein Balancer-Ladegerät bei, das sowohl zwei- als auch dreizellige Lipos über getrennte Ladestromkreise mit 700 Milliampere versorgt, was in unserem Fall der 1,5-fachen Akkukapazität entspricht. Da die Erstladung protokolliert und mit maximal einfacher Kapazität erfolgen soll, wird ein Computerlader eingesetzt, der die noch fehlenden 300 Milliampere sanft einspeist. Der 2,4-GHz-Vierkanal-Sender bietet neben der Möglichkeit des Servo-Reverse für alle Kanäle als ungewöhnliches Extra einen Dualrate-Schalter, mit dem der Drehwinkel der Servos auf 70% reduziert werden kann. Umfassende Informationen für den Betrieb der Piper J-3 liefert die in fünf Sprachen gefasste, 35-seitige Anleitung. Neben den üblichen Sicherheitshinweisen sind die wenigen Schritte zum Aufbau des Modells sowie zum Betrieb der RC-Anlage und der Programmierung des Reglers ausführlich und perfekt verständlich dargelegt. Der Kennenlern-Prozess zwischen Sender und Empfänger, der im Fachjargon als Binding bezeichnet wird, erfordert das Einstecken eines speziellen Brückensteckers in den Empfänger, der hierfür aus dem Rumpf herausgefingert werden muss. Ein Wechsel zwischen Mode 1 bis 4 erfolgt ohne Öffnung des Sendergehäuses über einen Micro-Schalter. Die Neutralisierung der Steuerknüppel lässt sich über von außen zugängliche Schrauben einstellen, der Rest wird über die Servozuordnung am Empfänger erledigt. Die angegebene Reichweitenbeschränkung auf 150 bis 200 Meter beeinträchtigt den Betrieb eines Modells dieser Größenordnung sicherlich nicht, da ein Aktionsradius von 100 Metern kaum absichtlich verlassen wird.

Montage

Der Inhalt des Kleinteilebeutels verdeutlicht anschaulich, dass es an der Kyosho-Piper nicht mehr viel zu tun gibt. Lediglich vier kleine Schräubchen purzeln auf die Werkbank, von denen zwei das Hauptfahrwerk sichern, nachdem es in den vorbereiteten Schacht eingeschoben wurde. Der Tragflügel wird vorn eingehakt und mit einem inliegenden Gummiring im Rumpf fixiert. Das Einhängen ist mit dem beiliegenden Werkzeug trotz der filigranen Zelle durch die untere Rumpföffnung problemlos möglich. Alles passt auf Anhieb und die Montage ist mit dem Verschrauben der korrekt abgelängten Flächenstreben bereits abgeschlossen.
Werden Montage und Akkuladung gleichzeitig begonnen, sollte das Modell fertig sein, bevor der Antriebsakku gefüllt ist. Dieser passt exakt in den Schacht auf der Rumpfunterseite, womit die Airium Piper für die Kontrolle der Schwerpunktlage komplettiert ist. Erwartungsgemäß liegt er innerhalb des in der Anleitung beschriebenen Bereichs und entspricht ebenso wie die Ruderausschläge den Vorgaben. Eine abschließende Vermessung des Modells zeigt eine gute Symmetrie, wobei die Feinausrichtung der Tragfläche durch die nicht starre Fixierung vor jedem Start überprüft werden sollte. Soweit macht das Modell einen rundum perfekten Eindruck und begeistert optisch durch den umfassenden Detailreichtum. Einzig das Abfluggewicht überschreitet mit 235 Gramm die Katalogangaben um stolze 18%.

Der Nächste bitte



Die Piper Super Cub EP von Thunder Tiger ist zumindest vom verwendeten Material her vergleichbar. Auch hier ist der Hartschaum-Rumpf unbeschichtet und daher sehr empfänglich für kleine Macken, während das depronähnliche Material von Flügel und Leitwerk eine stabile Beschichtung aufweist. Gesteuert wird ebenfalls nur über Höhen- und Seitenruder, womit die Liste der Gemeinsamkeiten auch schon vollständig ist.

Montage

Die nur in Englisch verfassten, diversen Beschreibungen machen deutlich, dass es sich hier um eine für die RTF-Version zusammengestellte Combo handelt. Durch die Vorfertigung sind die meisten Abschnitte überflüssig, aber man erfährt detailliert, wie das Modell entstanden ist. Die erste Aufgabe ist daher das Heraussuchen der für die Fertigstellung noch erforderlichen Passagen. Der offensichtlich erste Arbeitsschritt besteht in der Montage der Leitwerke. Um einen geometrischen Bezug für die Ausrichtung der Leitwerksachsen zu erhalten, sollten vorher aber die Tragflächen aufgesetzt werden.
Es zeigt sich, dass die Flächenstreben genau 5 Millimeter zu lang ausgefallen sind und ohne Nachbesserung nicht spannungsfrei einzusetzen sind. Also werden die Streben direkt an den Y-Stücken abgesägt und die Reste ausgebohrt. Dank des flexiblen Materials verkraftet der dünne Kunststoff der Hülsen diese Behandlung, ohne zu springen. Anschließend sorgt Plastik-Kleber für eine erneute Verbindung.
Als nächstes soll das Fahrwerk an seinen Platz. Der vorgebogene Draht passt perfekt in die Kunststofflagerung, aber der Befestigungsclip lässt sich selbst bei größerer Krafteinwirkung nicht einrasten. Um dem Rumpf unschöne Dellen zu ersparen, erfolgt eine Fixierung mit zwei Senkkopf-Blechschrauben.
Jetzt sind endlich die Leitwerke an der Reihe. Vor dem Verkleben werden die Dämpfungsflächen probeweise in die vorgesehen Schlitze geschoben und zum Flügel ausgerichtet. Dessen rechtwinkliger Sitz auf dem Rumpf wird vorher durch Kontrollmaße überprüft. Die Passung aller aerodynamisch bedeutsamen Bauteile muss als hervorragend eingestuft werden, so dass einer endgültigen Verklebung mit Fünf-Minuten-Epoxy nichts im Wege steht. Für eine spaltfreie Verklebung des Höhenleitwerks ist das Rumpfheck bis zum Aushärten des Klebers zusammen zu drücken. Danach kann das Seitenleitwerk an seinen Platz. Mit dem Einklipsen der Gestänge in die Ruderhörner ist der Aufbau abgeschlossen.
Dass die Piper von Thunder Tiger weniger Scale ausgelegt ist, verrät nicht zuletzt der simple Kunststoff-Sporn am Heck. Auch bei der Rumpfform wurde deutlich generalisiert und die dicken Stopfen für die Befestigung der Flächenstreben in den Tragflügeln sind von oben deutlich wahrnehmbar.

Klassik trifft Moderne

Die mitgelieferte RC-Anlage repräsentiert den modernsten Standard. Der 2,4-GHz-Vierkanal-Sender bietet Servo-Reverse für alle Kanäle und zwei Mischer, die jedoch für die Piper nicht von Bedeutung sind. Der bereits im Rumpf untergebrachte Empfänger ist sehr klein und mit einer für 2,4-GHz-Verhältnisse recht langen Antenne ausgerüstet. Ein kleines Loch im Rumpfboden erscheint überflüssig, befindet sich aber in einem für die Durchführung der Empfangsantenne passenden Abstand zum Empfänger. Das Einfädeln gestaltet sich schwierig und erfordert ein wenig Geduld.
In der ebenfalls nur englischsprachigen Bedienungsanleitung wurden keine Hinweise auf eine eingeschränkte Reichweite gefunden. Die Beschreibung der Vorgehensweise für den Binding-Vorgang, der auf beiden Seiten durch Drücken eines kleinen Tasters initiiert wird, ist gut verständlich. Es besteht sogar die Möglichkeit der Umschaltung des Senders auf verminderte Ausgangsleistung für einen Reichweitentest, dessen akustisches Signal allerdings ausbleibt. Bei der Antriebstechnik wird auf klassische Komponenten zurückgegriffen. Für den Vortrieb sorgt ein getriebeuntersetzter Bürstenmotor. Die benötigte Energie kommt aus einem 7-zelligen Nickel-Metall-Hydrid-Akku mit 600 Milliampere Kapazität. Für den Ladevorgang liegt ein Schnellladegerät mit Zeitschaltuhr für den Anschluss an eine 12-Volt-Stromquelle bei. Es stellt einen Ladestrom von 900 Milliampere bereit und füllt so einen vollständig entleerten Akku gemäß Ladezeitentabelle in ungefähr 45 Minuten. Diese Technik ist sicher nicht mehr zeitgemäß, weshalb auch hier der Computerlader die Erstbefüllung übernimmt und 200 Milliampere einspeist. Der Akku war also beinahe voll und hätte eine 45-minütige Erstladung mitunter nicht gut überstanden. Zur Überprüfung der Modelleinstellungen kommt der Akku mit ein wenig Schaumstoff in sein groß bemessenes Fach auf der Rumpfunterseite. Der Schwerpunkt liegt exakt an der in der Anleitung beschriebenen Stelle, aber die Ruderausschläge überschreiten die angegebenen Werte deutlich. Da sie dennoch nicht überdimensioniert erscheinen, werden sie für den Erstflug unverändert belassen. Um die Ruderwege zu verkleinern, müssten die Gestänge am Servohebel weiter innen eingehängt werden.

Zweite Halbzeit

Für den Praxistest wird zuerst die Piper von Thunder Tiger startklar gemacht. Als Testgelände dient ein alter Sportplatz ohne störende Lichtmasten. Der Himmel ist zwar trübe, dafür kann man den Wind kaum spüren. Perfektes Erstflugwetter für einen Parkflyer. Mit Vollgas und einem moderaten Wurf geht die Thunder Tiger Piper in einen sauberen, flachen Steigflug über. Größere Trimmkorrekturen sind nicht erforderlich und die erste Kurve wird eingeleitet. Das Modell reagiert ein wenig träge, aber das ist für eine zweiachsgesteuerte Auslegung und bei der niedrigen Fluggeschwindigkeit normal. Nach zwei Gewöhnungsrunden, die vor allem der Auslotung der Ruderfolgsamkeit dienen, folgen tiefe Vorbeiflüge. Das Modell wirkt gefällig und bietet ein recht realitätsnahes Flugbild, das durch ein markantes, aber nicht störendes Getriebegeräusch passend untermalt wird. Unterbrochen wird die Piper-Idylle durch einen Looping, für den die Durchzugskraft des Antriebs gerade eben reicht. Die Landung gestaltet sich absolut unproblematisch, da sich das Modell exakt manövrieren lässt und mit leichtem Schleppgas sauber aufsetzt. Durch die verhältnismäßig großen Räder und den befestigten Untergrund der angrenzenden Laufbahn bleibt der erwartete Kopfstand aus.

The next, please



Als nächstes kommt die Kyosho-Piper an den Start. Der Propeller zerrt bei Vollgas heftig an dem kleinen Flieger, so dass der Knüppel beim Wurf nur auf Zweidrittel-Gas steht. Dennoch steigt das Modell steil weg und ist recht flott unterwegs. Entsprechend agil sind die Ruderreaktionen. Nachtrimmen ist auch hier nicht erforderlich und bei etwas weniger als Halbgas stellt sich der gewünschte Horizontalflug ein. Der starke Antrieb erfordert einen sensiblen Umgang mit dem Gasknüppel und macht es nicht leicht, eine zum Erscheinungsbild des Modells passende Fluggeschwindigkeit einzuregeln. Dafür lässt sich ein Power-Looping nach dem anderen fliegen und bei Hinzugabe von Seitenruder purzelt das Fliegerchen wild durch die Luft. Senkrechtes Steigen ist ebenfalls locker drin. Das alles passt zwar nicht zur vorbildgetreuen Erscheinung, macht aber Spaß.
Das saubere und gezielte Einschweben zur Landebahn verlangt einen feinfühligen Einsatz der Drehzahlregelung. Die kleinen Räder führen trotz des befestigten, aber leicht unebenen Asche-Untergrundes zu einem Kopfstand. Natürlich übersteht das Modell dank seines geringen Gewichtes die Nasenbremsung ohne Beschädigung. Testflüge bei unterschiedlichen Windverhältnissen zeigen deutlich, dass sich die Landegeschwindigkeit nur bei passendem Gegenwind weit genug reduzieren lässt.

Spielausgang

Punktrichter-Wertungen haftet immer der Makel der Subjektivität an, doch im Falle unseres Piper-Duos lassen sich klare Ergebnisse formulieren. Kyosho´s Airium Piper J-3 Cub VE29 hat am Boden die Nase klar vorn. Die sehr detaillierte Ausführung der Zelle und die moderne Technik bei Antrieb, Ladegerät und RC-Ausstattung lassen keine Wünsche offen, wäre da nicht die Reichweitenbegrenzung. Beim praktischen Einsatz dürften die deutliche Übermotorisierung und die höhere Grundgeschwindigkeit einen unbedarften Einsteiger überfordern. Die größere Piper Cub von Thunder Tiger hingegen präsentiert sich deutlich einfacher, aber funktional. Die RC-Technik ist topp-aktuell, doch Akkutyp und Ladetechnik sind nicht mehr zeitgemäß, ebenso der Antrieb. Dieser stellt sich im Flug jedoch als perfekt abgestimmt heraus und bietet auch dem weniger erfahrenen Piloten die Möglichkeit, sein Modell gut zu beherrschen und wirkungsvoll in Szene zu setzen.
Beiden Kandidaten gemeinsam ist ihre Schwäche bei stärkerem Wind und Turbulenzen. Die perfekten Flugeigenschaften offenbaren sich erst bei passenden Windverhältnissen. Es ist kaum möglich, einen Strömungsabriss herbeizuführen, da beide Modelle bei voll gezogenem Höhenruder und ausbleibender Fahrt lediglich die Nase herunternehmen, um wieder Geschwindigkeit aufzubauen. Der Start aus der Hand ist absolut unproblematisch und auch von unerfahrenen Werfern sicher durchzuführen. Der benötigte Aktionsradius erfordert für den weniger geübten Piloten mindestens ein Flugfeld in der Größe eines Fußballfeldes. Dem Flugspaß sind dann keine Grenzen gesetzt.

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