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Vogelmodell RC-Bussard - Bericht in FMT 12/94


Modellflug + Natur = Vogelmodell

Die Beobachtung des Vogelfluges regte die Menschen zu Experimenten an, um dem Geheimnis des Fliegens auf die Schliche zu kommen. Als Ergebnis dieser Forschungen existieren heute die verschiedenartigsten Flugzeugtypen, welche jedoch nichts vogelähnliches mehr an sich haben. Der Modellbau bietet die Möglichkeit, sich wieder der natürlichen Formgebung zuzuwenden, wobei mit der Veröffentlichung des Bussard-Bauplanes in der November-Ausgabe von FMT 1984 ein Anfang gemacht wurde. Es folgten weitere vogelähnliche Konstruktionen, die dem freilebenden Vogelbestand mancherorts funkferngesteuerten Zuwachs bescheren. Die neuen Artgenossen sind oftmals übermäßig groß und ihren natürlichen Vorbildern an Schönheit und Eleganz weit unterlegen. Trotzdem kommt es häufig vor, dass Vögel mit den Modellen friedlich am Himmel ihre Kreise ziehen. Direktere Begegnungen durch das Überschreiten von Reviergrenzen oder durch Annäherungsversuche sollen sich auch schon zugetragen haben. Für einen Vorstoß in diesen interessanten Teilbereich unseres Hobbys wird ein passendes Modell benötigt, beispielsweise ein RC-Bussard nach MT 903.

Die Bauweise

Wie bei ausgefallenen Modellen üblich weicht der Aufbau eines Vogel-Modells von den konventionellen Methoden ab, weshalb ein gewisses Maß an Erfahrung im Umgang mit Holz, Styropor und GFK vorhanden sein sollte. Der relativ große Flügel des Bussards wird in Rippenbauweise erstellt. Die geschwungene Nasenleiste besteht aus mehreren Schichten dünner Balsastreifen, die gebogene Endleiste entsteht durch eine dünne Beplankung der Rippenenden. Hier ist ein Abweichen von der Baubeschreibung vorteilhaft. Die beiden Beplankungsteile sollten auf einer ebenen Unterlage fixiert und an der Hinterkante zusammengeklebt werden. Erst nach dem Trocknen und Verschleifen wird das Ganze auf die spitz zugeschliffenen Rippenenden aufgeschoben. So entsteht ein gerader Flügelabschluß, bei dessen Montage zudem eine gleichmäßige Ausrichtung der einzelnen Rippen möglich ist.
Der Rumpf besteht aus einem zurechtgeschliffenen Styroporblock, der abschließend mit GFK zu beschichten ist. Da auch das Vorbild keine glatte Hochglanzoberfläche besitzt, ist ein übermäßiges Spachteln und Schleifen nicht erforderlich.
Für Piloten, die ihren Bussard in der Ebene einsetzen möchten, kann der Einbau eines Hilfsmotors in die Rumpfspitze durchaus empfohlen werden. Eine Integration des Triebwerks in den geräumigen Rumpf ist problemlos möglich, ohne den Gesamteindruck nachteilig zu beeinflussen. Für eine Verbrenner-Version bietet sich ein 3,5-ccm-Viertaktmotor aufgrund des angenehmen Geräusches besonders an. Für den Start ist gerade genug Leistung vorhanden und anschließend wird höchstens 1/3-Gas benötigt. Wer sich für den Einbau eines Verbrennungsmotors entscheidet, sollte bei der Lagerung des Leitwerks und dessen Anlenkung stabil genug, aber dennoch leicht planen. Die kombinierte Ansteuerung von Höhen- und Seitenruder in Verbindung mit den verhältnismäßig großen Ruderflächen verzeiht keine Fehler! Gewichtstechnisch ergeben sich durch einen Motor keine Nachteile, weil er den Bleiklumpen ersetzt, der bei einer Seglerversion untergebracht werden muss.

Das Flugverhalten

Aufgrund der niedrigen Fluggeschwindigkeit und der großen Angriffsflächen sind Start und Landung etwas kritisch. Das Modell reagiert auf Windböen heftig, auf die Reaktionen am Steuerknüppel dagegen etwas träge. Ein Start genau gegen Wind ist daher wichtig, ebenso ein gerader Abwurf, wogegen auf viel Schwung verzichtet werden kann. Das Modell entschwebt häufig den Händen des Werfers, bevor dieser seinen Wurf ausführen kann. In der Luft ist der Bussard ein problemlos zu steuerndes Modell zum gemütlichen Herumkurven; ein Garant für streßfreies Flugvergnügen!

Zum Thema Querruder

Die Tücken von Erstflügen können manchmal zu ganz ungewöhnlichen Situationen führen, so dass es ratsam erscheint, eine aufwendige farbliche Gestaltung erst nach einer ausgiebigen Erprobung vorzunehmen. Mein Bussard hatte möglicherweise direkt beim ersten Start eine Maus erspäht, denn er stürzte sich überraschenderweise zu Boden, als die erste Kurve eingeleitet werden sollte. Beim nächsten, nur mit Höhen- und Seitenruder gesteuerten Flug zeigte sich in Sicherheitshöhe, dass die sehr ungewöhnlich und vor allem verkehrt herum (!) wirkenden Querruder der Grund für diesen Absturz waren. Ohne der Ursache hierfür weiter auf den Grund zu gehen wurden die Ruderblätter kurzerhand festgelegt, da das Modell auch ohne Querruder sehr gut zu steuern ist.


Die Bemalung

Den richtigen Pfiff bekommt der RC-Bussard erst durch eine passende Bemalung. Mit einer Lackierung in Airbrush-Technik unter Verwendung ornithologischer Fachbücher als Vorlage läßt sich sicherlich ein traumhaftes Ergebnis erzielen, allerdings sind teure Geräte und viel Zeit erforderlich. Wesentlich einfacher und schneller ist die folgende Methode, bei der ein Kinder-Drachen mit Vogelmotiv (Adler oder Mäusebussard) als Vorlage dient. Der Aufdruck gibt die Zeichnung auf recht simple Weise wieder und läßt sich entsprechend vergrößert mit einem weichen Bleistift schnell auf das fertig bespannte Modell übertragen. Die farbliche Gestaltung kann dann mit "Kasein-Emulsionsfarben" (Plaka o.ä.) erfolgen. Diese sind gut deckend, geruchsarm, wasserlöslich, hervorragend zu mischen und leicht mit einem weichen Pinsel auf das Bespannpapier oder die Gewebefolie aufzutragen.
Entsprechend der Vorgabe der Natur sollten sich Ober- und Unterseite deutlich voneinander unterscheiden. Dabei sind beide Seiten mit der gleichen Sorgfalt zu bearbeiten, da am Boden die Oberseite, bei Start, Vorbeiflug und Landung allerdings die Unterseite deutlich sichtbar wird!
Es ist ratsam, immer nur eine Federreihe auszuarbeiten, wobei diese aber in einem Arbeitsgang über die gesamte Spannweite mit einer Farbanmischung gemalt wird. Begonnen wird bei der hintersten Federreihe und innerhalb dieser mit der hellsten Farbe. Die dunklen Federspitzen werden zuletzt aufgebracht, da so die helleren Partien der darunterliegenden Reihe überdeckt werden können. Das Foto zeigt deutlich, dass schon mit wenigen Farbtönen (hier Dunkelbraun, Mittelbraun und Weiß) ein kontrastreicher Flügel entsteht. Nach Abschluß der Malarbeiten sollte das Federkleid zum Schutz der wasserlöslichen Farben noch eine Fixierung unter mattem (!) Klarlack erhalten.

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